Karneval in Kölle

Köln · In der Domstadt ist die närrische Zeit schon angebrochen: Der 1. FC Köln hat einen Saisonstart zum Träumen hingelegt und präsentiert sich wie eine Spitzenmannschaft. Die FC-Fans singen schon vom Titel.

Die Fans besangen schon den "deutschen Meister FC", Vereins-Idol Lukas Podolski schrieb bei Twitter stolz vom "Bayern-Jäger Nummer eins". Der Höhenflug des 1. FC Köln geht weiter, und die Fußball-Euphorie rund um den Dom kennt keine Grenzen. "Dass die Fans träumen, ist realistisch", sagte Torhüter Timo Horn nach dem 2:1 (2:0) gegen den FC Ingolstadt: "Aber über Meisterschaft und Champions League können wir am 30. Spieltag noch mal quatschen." Die Fans taten es freilich bereits am Samstag. Das Gegentor des Tabellenführers Bayern München zum 2:2 bei Eintracht Frankfurt wurde ebenso laut bejubelt wie die Treffer des nun besten Liga-Torschützen Anthony Modeste (28./39., Foulelfmeter).

Dass in der Schlussphase sogar die ersten Meisterschalen in die Luft gereckt wurden, kommentierte Trainer Peter Stöger mit einem Schmunzeln. "Ich kann den Leuten nicht verbieten, dass die Papp-Schalen mitbringen", meinte er.

"Fans glauben an uns"

Die FC-Fans gelten als ständiges Extrem zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. "Die Fans glauben schon wirklich an uns", sagte der 23-jährige Horn: "Sie wissen, dass in diesem Jahr ein Tick mehr möglich ist als im letzten." Damals waren die Kölner Neunter. Die Bayern würden "sicher auch diesmal souverän Meister werden", meinte Horn: "Aber wir versuchen, so lange wie möglich oben dranzubleiben."

Erst einmal müssen sich die Kölner, zuletzt 1992 im Europacup vertreten und danach fünf Mal in die 2. Liga abgestiegen, an den Druck auf ein Spitzenteam gewöhnen. "Der war schon da", erklärte Manager Jörg Schmadtke: "Ihr schreibt alle vom Bayern-Jäger, und die Jungs können ja auch lesen."

Beim Reifeprozess sieht Stöger die Spieler ausdrücklich "mit in der Verantwortung". Bestes Beispiel: Nach holprigem Beginn tauschte sich der Österreicher am Spielfeldrand mit Nationalspieler Jonas Hector aus. Stöger glaubte, auf eine Dreierkette umstellen und den Defensivspieler aus Auersmacher ins Mittelfeld beordern zu müssen. "Der Eindruck der Spieler war ähnlich. Also haben wir es umgesetzt", berichtete Stöger. Es war der Schlüssel zum Sieg.

Der jedoch nicht die Sinne vernebeln soll. Die Euphorie der Fans findet auch Schmadtke "schön. Wichtig ist nur, dass wir uns in unseren Entscheidungen nicht beeinflussen lassen. Deshalb werden wir bei der Analyse auch die letzte Viertelstunde nicht ignorieren." In der verschenkte der FC fast noch den Sieg. Dennoch fahren die Kölner nun als Zweiter "mit breiter Brust" zum nicht erwarteten Spitzenspiel beim Dritten Hertha BSC . "Wir versuchen, unseren Lauf mitzunehmen und ungeschlagen zu bleiben", verkündete Horn.

Jobgarantie für Kauczinski

Gegensätzlich ist nach dem Sturz ans Tabellen-Ende die Stimmung in Ingolstadt. "Die ganze Mannschaft wurde betrogen", schimpfte Sportdirektor Thomas Linke . Schiedsrichter Tobias Welz hatte beim 0:1 eine knappe Abseitsstellung von Modeste übersehen und dem FCI einen klaren Elfmeter verweigert. Linke führte auch noch ein vermeintliches Handspiel des Kölners Yuya Osako vor dem 0:2 an. Auch Trainer Markus Kauczinski hatte den Schiedsrichter als Grund für die Niederlage ausgemacht. "Dass du von der Seite eins in die Fresse kriegst, ist richtig, richtig bitter", sagte der 46-Jährige, der trotz sechs Niederlagen in Folge im Amt bleibt. Nächsten Samstag gegen Dortmund wird er laut Linke "auf jeden Fall" auf der Bank sitzen.

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