"Kampfdackel" Glock beißt zu

Saarbrücken. Die Katz' ist aus dem Sack, und er hat lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Das ist alles andere als eine Tiergeschichte, obwohl er eine tierische Bezeichnung mit sich führt: Timo Glock ist der Kampfdackel unter den Formel 1-Piloten

Saarbrücken. Die Katz' ist aus dem Sack, und er hat lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Das ist alles andere als eine Tiergeschichte, obwohl er eine tierische Bezeichnung mit sich führt: Timo Glock ist der Kampfdackel unter den Formel 1-Piloten. Dass der Odenwälder nach dem Ausstieg seines Arbeitgebers Toyota aus der Königsklasse weiter im erlauchten Kreis der Kreisfahrer bleiben wird, war für Glock klar. Unklar war nur, für welchen Rennstall er in der neuen Saison ins Lenkrad greift. Beim Saisonfinale in Abu Dhabi vertröstete der Hesse die Journalistenschar gebetsmühlenartig auf Mitte November. Bis dahin werde er sich festgelegt haben. Als einer der neugierigen Schreiber fragte, ob er schon begonnen habe, französisch zu lernen, lenkte Timo die Medien auf eine komplett andere Fährte. Denn die internationale Presse wähnte den Kampfdackel bereits fix bei Renault. Dass Glock aber beim britischen Neueinsteiger-Team Manor GP anheuern würde - darauf hat keiner gewettet.

Manor ist eines der vier neuen Teams, die 2010 die Startgenehmigung in der Formel 1 haben. "Es sprechen sehr viele Argumente für dieses Team. Für mich als Fahrer war es wichtig, dass ich mitbestimmen kann und in die Entwicklung des Autos mit einbezogen werde", erklärte der sympathische Hesse auf Nachfrage. Auch wenn man sich an den neuen Teamnamen erst gewöhnen muss, ist der Rennstall in Fachkreisen kein Unbekannter. Im Laufe der Jahre fuhren die späteren Weltmeister Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen in verschiedenen Nachwuchskategorien für das britische Team.

Manor GP zeigt für Glock die solideste Langfrist-Perspektive. Renault dagegen war ihm zu unsicher, die Franzosen bleiben ein Wackelkandidat. Qadbak, der Nachfolger von BMW-Sauber, mit dem Glocks Manager ebenfalls verhandelt hatte, hat noch keine Startgenehmigung für die kommende Saison.

Dem gelernten Gerüstebauer Glock ist wichtig, dass "das Team auf mich baut, und das Projekt um mich herum aufgebaut wird". Das sei schließlich der Unterschied zu Toyota, die mit einer anderen Philosophie und Herangehensweise ihm seinen Dienstwagen hingestellt hatten. Außerdem sieht sich Glock in der Fahrerfrage als klare Nummer eins. Er ist sich aber auch im Klaren, dass auf ihn und den neuen Formel-1-Rennstall ein hartes Debütjahr zukommt. "Man kann nicht damit rechnen, dass wir im ersten Jahr gleich mit den arrivierten Teams mithalten können", gibt sich der 27-Jährige realistisch.

Was den "zähen Hund" jetzt schon freut: "Wir liegen mit dem Auto voll im Zeitplan." Manor GP scheint zudem mit seinen zwei Investoren - Virgin Fluglinie und Lloyds Bank - auf gutem Weg. Und Timo Glock wäre nicht der Kampfdackel, würde er nicht kämpfen für sein Ziel, als kleines Team die Großen "anzupinkeln".

Auf einen Blick

Der aktuelle Stand auf dem Fahrermarkt:

Suche abgeschlossen:

McLaren: Weltmeister Jenson Button kommt, Lewis Hamilton hat einen Vertrag bis 2012. Heikki Kovalainen geht.

Ferrari: Fernando Alonso kommt von Renault, Felipe Massa darf bleiben. Kimi Räikkönen wurde abgeschoben.

Red Bull: Sebastian Vettel ist bis 2011 gebunden. Auch Mark Webber darf weiter fahren.

Williams: Rubens Barrichello und Debütant Nico Hülkenberg ersetzen Nico Rosberg und Kazuki Nakajima.

Noch ein Platz frei:

Mercedes: Rosberg ist so gut wie fix. Kollege könnte Nick Heidfeld werden. Weg von Mercedes-Vorgänger Brawn GP sind Button und Barrichello.

Renault: Robert Kubica kommt von BMW-Sauber als Alonso-Nachfolger. Romain Grosjean könnte durch Kovalainen oder Heidfeld ersetzt werden.

Toro Rosso: Sebastién Buemis bleibt, Jaime Alguersuari hofft auf eine Weiterverpflichtung.

Force India: Adrian Sutil kann bleiben, Vitantonio Liuzzi zittert noch.

Die vier neuen Teams Manor GP, Campos Meta, USF 1 und Lotus sind erst zum Teil besetzt, Qadbak - der BMW-Sauber-Nachfolger - muss weiter auf die Zulassung als 13. Starter für die neue Saison warten. dpa

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