Formel 1 Mercedes feiert ausgelassen wie nie

Sao Paulo · Auch im Jahr 2018 bester Konstrukteur der Formel 1. Der fünfte Titel war der schwierigste, die Erleichterung ist riesig.

 Lewis Hamilton (Mitte) feiert mit seinem gesamten Mercedes-Team.

Lewis Hamilton (Mitte) feiert mit seinem gesamten Mercedes-Team.

Foto: dpa/Nelson Antoine

Die Bässe wummerten, der Champagner spritzte, und Lewis Hamilton war plötzlich nur noch einer von vielen. Als Mercedes den fünften Triumph in der Konstrukteurs-WM feierte, tauchte der Weltmeister mit voller Absicht ein wenig ab – diese Augenblicke in São Paulo sollten dem ganzen Team gehören, nicht nur dem Superstar.

„Der Jubel war so emotional, das war vielleicht der beste Moment, den ich mit Mercedes hatte“, sagte Hamilton sichtlich ausgelaugt: „Wir schreiben gerade Geschichte mit diesem Rennstall, wir werden uns immer daran erinnern.“

Hamiltons Anteil an der silbernen Erfolgsgeschichte ist offensichtlich. 2013 kam er als Ex-Weltmeister zum Werksteam, heute ist er fünfmaliger Champion, nur Michael Schumacher steht mit sieben Titeln noch über ihm. Und seit dem Start der für Mercedes so erfolgreichen Hybridmotoren-Ära im Jahr 2014 hat Hamilton 50 Rennen gewonnen. 50 von 99.

Vor zwei Wochen schon hatte er sich den Fahrertitel in Mexiko vorzeitig gesichert, nun fuhr er mit seinem Sieg beim Großen Preis von Brasilien auch den erneuten WM-Erfolg für das Team nach Hause. „Ohne Lewis hätten wir diese fünf Konstrukteurs-Titel nicht“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: „Er ist ein außergewöhnlicher Fahrer und eine außergewöhnliche Persönlichkeit.“

Der so Gelobte wollte darüber aber gar nicht sprechen. „Ich bin nur ein Glied in der Kette“, sagte Hamilton: „Sie geben mir die Werkzeuge, und ich arbeite damit. Wenn ich manchmal etwas mehr heraushole als möglich scheint, dann macht mich das stolz. Dafür lebe ich.“

Unmittelbar nach dem Sieg des Engländers hatte sich die Freude bei Mercedes eindrucksvoll entladen – das Ausmaß der Feierlichkeiten mochte auf den ersten Blick ein wenig überraschen. Wie viel bedeutet ein fünfter Titel noch, wenn man vorher schon vier davon eingefahren hat? Wolff erklärte es in einfachen Worten. „Das hier war der schwierigste“, sagte der Österreicher: „Und deshalb ist die Erleichterung so riesengroß.“

Zwar steht der Sieg schon vor dem Finale in Abu Dhabi (25. November) fest, doch im Laufe dieser langen Saison waren ernsthafte Zweifel an Mercedes aufgekommen. Und das lag an Ferrari und Sebastian Vettel, denn die Scuderia hatte ein Auto gebaut, das dem Silberpfeil auf vielen Strecken überlegen war. Und auch wenn die Roten geschlagen wurden: Diese Saison ist mit bislang sechs Siegen die erfolgreichste für Ferrari seit zehn Jahren – seit 2008 letztmals der Sieg in der Team-WM gelang.

„Nicht schön“ sei es letztlich verlaufen, sagte Vettel, „aber im Sport gibt es nur einen Sieger. Dem geht es gut, den anderen nicht so sehr.“ São Paulo reihte sich für Vettel in die bitteren vergangenen Monate ein, mit Platz sechs konnte er nicht annähernd um die letzte Chance auf den Teamtitel kämpfen. Später teilte Ferrari mit, dass den Deutschen Sensorprobleme eingebremst hatten.

Solche Defekte gilt es abzustellen, wenn Ferrari 2019 endlich einen erfolgreichen Angriff auf Mercedes fahren will. Die Silberpfeile dürfen sich indes langsam Gedanken über den ganz großen Rekord machen, Schumachers sieben Titel sind für Hamilton nicht mehr weit weg. „Bestmarken sind ein großartiger Antrieb“, sagte Wolff, „aber vor dem siebten kommt der sechste Titel. Und ich kann versprechen, dass das unheimlich schwierig wird.“

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