Frauenfußball-Nationalmannschaft Der Retter vom Dienst geht in Rente

Erfurt · Kein Tamtam, aber gerne ein Sieg: Horst Hrubesch verabschiedet sich mit dem Länderspiel gegen Spanien in den Trainer-Ruhestand.

 Ein letztes Mal wird Horst Hrubesch die deutsche Frauen-Nationalmannschaft heute in Erfurt gegen Spanien als Bundestrainer betreuen. Dann geht es für den 67-Jährigen in den wohlverdienten Ruhestand.

Ein letztes Mal wird Horst Hrubesch die deutsche Frauen-Nationalmannschaft heute in Erfurt gegen Spanien als Bundestrainer betreuen. Dann geht es für den 67-Jährigen in den wohlverdienten Ruhestand.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Nein, ganz loslassen kann und will Horst Hrubesch auch als Rentner nicht. Zu sehr hat der 67-Jährige das letzte Hurra, diese achtmonatige Mission mit seinen „Mädels“, genossen. Bei der Frauen-Nationalmannschaft, so schwärmte er vor seinem Abschiedsspiel am heutigen Dienstag (16 Uhr/ZDF) gegen Spanien, sei es wie zu seiner eigenen Anfangszeit als Spieler: „Es ist Ehrlichkeit drin, ich brauche nix anzuschieben.“ Also gab der scheidende Bundestrainer ein Versprechen ab: „Es ist fest ausgemacht, dass ich nächsten Sommer zur Weltmeisterschaft komme.“

Fernab vom Paralleluniversum Männer-Profifußball hat Hrubesch Werte wiedergefunden, für die er schon immer stand. Zwar fragte er nach dem 5:2 am Samstag gegen Italien beiläufig die Journalisten nach den Bundesliga-Ergebnissen, doch die finanziellen Auswüchse der Branche gehen ihm gegen den Strich. „Ich bin mit diesen Summen schon lange nicht mehr einverstanden. Wenn ich die Zahlen lese, dann wird mir angst und bange“, sagte der EM-Held von 1980, der sechs Jahre nach dieser Sternstunde von Rom bei seinem Ex-Club Rot-Weiß Essen seine Trainerlaufbahn begann.

Seit 2000 arbeitete das einstige Kopfballungeheuer in diversen Funktionen beim Deutschen Fußball-Bund. 18 Jahre später schließt sich der Kreis für den kernigen, aber immer geradlinigen Mann mit dem sensationellen Gespür für Talente und Menschenführung. „Ich bin dankbar, dass ich das hier noch mitnehmen durfte“, sagte Hrubesch über das unverhoffte letzte Kapitel.

Im März sprang der DFB-Sportdirektor wieder einmal in die Bresche. Steffi Jones musste gehen, da die so erfolgsverwöhnte Frauen-Auswahl erstmals die WM-Teilnahme zu verpassen drohte. Als sich dann die erste Option, Ex-Chefausbilder Frank Wormuth, zerschlug, fackelte die pflichtbewusste Allzweckwaffe nicht lange. Vor der Staffelübergabe an die von ihm selbst ausgewählte Martina Voss-Tecklenburg gibt er nun offen zu: „Wenn ich 60 wäre, hätte ich selber weitergemacht.“ Bei der WM nächstes Jahr in Frankreich (7. Juni bis 7. Juli) um den Titel mitzuspielen, das hätte was.

Kein Zweifel, seine wieder aufgeblühten Schützlinge werden den Chef mit der natürlichen Autorität und dem reichen Erfahrungsschatz vermissen. „Es war eine prägende Zeit mit Horst“, sagte Mittelfeldspielerin Lina Magull. Von einer solchen Legende lerne man „für sein Spiel, aber auch fürs Leben“. Zum Dank soll in Erfurt der achte Sieg im achten Spiel her – andere Abschiedsgeschenke möchte Hrubesch „auf keinen Fall“ haben.

Nun rückt die Familie in den Mittelpunkt, das hat er seiner Angelika versprochen: „Meine Frau lässt sich sonst scheiden.“ Noch mal soll die große Traum-Reise des Hobby-Anglers und Pferdezüchters nicht verschoben werden. Es geht mit dem Auto durch Neuseeland, 50 Tage lang, dann weiter nach Malaysia, Singapur, Hawaii und Las Vegas. Und wenn der DFB dazwischen doch mal anruft? „In Neuseeland geht kein Telefon“, sagte Hrubesch.

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