Champions League nur noch im Pay-TV Die Besten gibt’s bald nur noch gegen Bares

Hannover/Saarbrücken · Für Fußball-Fans wird es teuer: Die Champions League wandert von 2018 an komplett ins Bezahl-Fernsehen.

Dass die Fans der besten saarländischen Fußballvereine eines Tages ein Spiel ihrer Lieblingsmannschaft in der Champions League live im Stadion sehen, ist derzeit so wahrscheinlich wie Schnee im August. Dass der 1. FC Saarbrücken irgendwann mal wieder gegen Real Madrid oder den AC Mailand spielt – wer will daran ernsthaft glauben?

Doch jetzt kommt es noch schlimmer: Selbst im Fernsehen werden die besten Fußballer Europas bald nicht mehr live zu sehen sein. Die Champions League gibt es künftig nur noch gegen Bares, von 2018 an verschwindet die „Königsklasse“ komplett ins Pay-TV. Der Bezahl-Sender Sky sicherte sich die exklusiven Medienrechte bis 2021 und arbeitet mit der Streaming-Plattform DAZN zusammen, die Sublizenzen erhält.

Der gestern veröffentlichte Vertrag stellt eine Zäsur in der Fernseh-Berichterstattung über Fußball in Deutschland dar. Das ZDF, das nur noch in der kommenden Saison 18 Spiele übertragen darf, ist in dem Bieterverfahren leer ausgegangen. „Für die Fußballfans ist die Verlagerung in das Pay-TV eine schlechte Nachricht“, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut. „Europäischer Spitzen-Fußball wird zu einem exklusiven Angebot für deutlich weniger Zuschauer als bisher.“ Nur in einem Fall gäbe es ein Champions-League-Spiel ohne zusätzliche Bezahlung: Wenn ein deutscher Verein im Endspiel steht. In Paragraf 4 des Rundfunkstaatsvertrages ist die Übertragung von Großereignissen geregelt, die von „erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung“ sind und frei empfangbar sein müssen. Diese Bedingung könnte Sky mit seinem frei zugänglichen News-Kanal erfüllen.

Über die Kosten des historischen Deals machte Sky keine Angaben. Branchen-Experten schätzen, dass das Dreijahrespaket für die Rechte mehrere hundert Millionen Euro kostet. Der europäische Fußballverband Uefa kassiert damit auch auf dem deutschen Markt wesentlich mehr Geld als bisher. Zuvor hatte er bereits in Großbritannien nach übereinstimmenden Medienangaben einen Rekord-Vertrag über fast 1,4 Milliarden Euro mit BT Sports abgeschlossen. Sky wiederum war auf der Insel leer ausgegangen.

Der Uefa geht es offensichtlich nur noch ums Geld. In der Champions League gibt es von 2018 an zusätzliche Anstoßzeiten und mehr Fix-Starter aus den großen Ligen - und nun das Verschwinden von der kostenlosen Bildfläche. Das dürfte neben den Fans auch die Sponsoren des teilnehmenden Clubs ärgern.

Für das ZDF ist der Verlust der Champions League ein weiterer Rückschlag. Der öffentlich-rechtliche Sender verlor – gemeinsam mit der ARD – zuletzt bereits die Olympia-Rechte an Discovery/Eurosport sowie ein großes Paket mit Länderspielen der Fußball-Nationalmannschaft an RTL. „Wir hätten unseren Zuschauern gerne auch über 2018 hinaus die Livespiele der Champions League gezeigt. Deshalb hat das ZDF ein sehr gutes Angebot abgegeben“, sagte Bellut, ohne einen Betrag zu nennen. „Als beitragsfinanzierter Sender gab es dafür allerdings eine klar definierte Obergrenze.“ Frank Steffel, CDU/CSU-Obmann im Bundestags-Sportausschuss, bewertete die Entwicklung als „Konsequenz der vergangenen Jahre“. Irrsinnige Ablösesummen und Gehälter führten zu diesen Ergebnissen. „Die Fußballfans werden sich an diese Entwicklung gewöhnen müssen. Wer internationale Topstars will, muss diesen finanziellen Wahnsinn mitgehen oder abschalten.“

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