DFB hat die Zukunft schon geplant

Saarbrücken · Der Deutsche Fußball-Bund hat schon vor dem Titelgewinn in Brasilien die Weichen für die Zukunft gestellt. Das bisherige Talentförderung soll weitergehen, eine neue Fußball-Akademie in Frankfurt einen Schub bringen.

Fußball-Weltmeister. 24 Jahre musste Deutschland darauf warten. Auch der letzte Titel bei einer EM liegt schon 18 Jahre zurück. Warum das so lange gedauert hat, liegt vielleicht auch daran, dass damals, nach der historischen Nacht 1990 in Rom, Teamchef Franz Beckenbauer siegestrunken erklärt hatte, die deutsche Mannschaft werde über Jahre unschlagbar sein. Eine mutige Prognose. Konzeptionelle Weiterentwicklung? Talentförderung? Fehlanzeige.

Das Viertelfinal-Aus bei der WM in Frankreich (1998) war ein Warnschuss, es folgte die Blamage bei der EM 2000 in Belgien und den Niederlanden als Letzter in der Vorrundengruppe. Erst da handelte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) - und stellte die Weichen für die goldene Generation, die mehrmals an einem großen Triumph schnupperte und ihn in Brasilien endlich realisierte.

Der Maßnahmenkatalog zur Förderung und Sichtung des Nachwuchses wurde stetig ausgebaut. Erst mit der Vorgabe, dass Bundesligisten und wenig später Zweitligisten ein Leistungszentrum für den Nachwuchs unterhalten müssen. Die Trainer-Ausbildung wurde komplett reformiert, dann folgte das Talentförderungsprogramm mit flächendeckenden DFB-Stützpunkten sowie der Aufbau von Eliteschulen des Fußballs, die persönliche, schulische und fußballerische Förderung der Nachwuchsspieler verknüpfen. Mit Erfolg: Immer mehr junge deutsche Spieler, die in diesem System ausgebildet wurden, schafften den Sprung in die 1. Liga, übernahmen Führungspositionen und klopften bei Bundestrainer Joachim Löw an.

Aber was passiert jetzt, nach diesem historischen Triumph in Rio? "Wir werden uns nicht darauf ausruhen", versprach DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gestern. Und in der Tat hat der DFB bereits vor dem Titelgewinn ein Projekt in die Wege geleitet, das den DFB über Jahre an der Weltspitze halten soll. Bis Ende 2018 soll auf dem Gelände der Galopprennbahn in Frankfurt-Niederrad eine "Akademie" entstehen, in der "alles unter einem Dach gebündelt wird, von der Eliteförderung bis hin zum Service für unsere Regional- und Landesverbände. Wir bauen hier den DFB der Zukunft", sagte Niersbach, "hier soll etwas entstehen, was einzigartig in der Welt ist." 50 Millionen Euro wird dieses Leistungszentrum, der neue Stützpunkt aller Nationalmannschaften, kosten.

Aber auch an der Basis soll die Arbeit auf höchsten Niveau weitergehen, vielleicht sogar noch ein wenig intensiver als bisher. "Uns geht schon heute kein Talent durch die Maschen", sagte Christian Meyer, DFB-Stützpunktkoordinator im Saarland , gestern: "Wie sie beurteilt werden, ist eine andere Frage, aber sie werden erkannt und gesichtet." Allein im Saarland werden 700 bis 800 Jugendspieler jährlich unter die Lupe genommen. Etwa 60 bis 70 Talente aus jedem der Jahrgänge U11 bis U15 werden an sechs DFB-Stützpunkten im Saarland gefördert - mit einer zusätzlichen Trainingseinheit pro Woche neben dem Vereinstraining. "Hier geht es vorrangig um eine individuelle Förderung", sagte Meyer.

Alles in Abstimmung mit dem DFB, der mit einer jährlichen Summe von etwa zehn Millionen für das Talentförderprogramm auch über die nötigen Mittel verfügt. Nichts soll beim DFB auch in Zufall überlassen werden. Damit die Durststrecken zwischen den großen Titeln der A-Nationalmannschaft immer schön kurz bleiben.

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