TV-Rechte für Champions League Wachwechsel in der Champions League

Berlin · Bezahlsender Sky geht beim Kampf um die Übertragungsrechte leer aus. ZDF sichert sich die Endspiele 2022 bis 2024.

 Auslaufmodell: Auf einem Moderatoren-Pult des Pay-TV-Senders Sky liegt ein Mikrofon mit der Aufschrift „Sky Sport – Champions League“.

Auslaufmodell: Auf einem Moderatoren-Pult des Pay-TV-Senders Sky liegt ein Mikrofon mit der Aufschrift „Sky Sport – Champions League“.

Foto: dpa/Andreas Gebert

Kein Internet, keine Königsklasse: Die Fußballspiele in der Champions League sind ab der Saison 2021/2022 live nur noch bei den Streaming-Anbietern DAZN und Amazon Prime Video zu sehen. Der Bezahl-TV-Sender Sky hat das Wettbieten mit den finanzstarken Konkurrenten verloren und schaut ohne das Premiumprodukt einer ungewissen Zukunft entgegen. Das ZDF darf zumindest das Endspiel übertragen und vermutlich mittwochs Zusammenfassungen anbieten.

„Im gerade abgeschlossenen Ausschreibungsverfahren konnten wir uns nach rund 20 Jahren der Partnerschaft mit der Uefa nicht über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit einigen“, sagte Carsten Schmidt, Chef von Sky Deutschland. Mit Blick auf die Bundesliga-Rechte von 2021 bis 2024, die im kommenden Jahr vergeben werden, steht der Bezahl-Sender aus Unterföhring nun gehörig unter Druck. Denn dass DAZN, Amazon, Telekom und andere Streaminganbieter auch hier kräftig mitbieten, steht außer Frage.

Schmidt deutete an, dass die Angebote der Konkurrenz für die Champions-League-Rechte (2021 bis 2024) unmoralisch hoch gewesen seien. Man habe eine „ökonomisch klare und verantwortungsbewusste Sicht auf den Wert von Sportrechten“, sagte der Chef von Sky Deutschland, daher sei man „auch im Sinne unserer Kunden“ nicht bereit gewesen, „über den hohen Wert, den wir diesem Recht beimessen, hinauszugehen“.

DAZN und Amazon aber offenbar schon, vor allem DAZN dürfte sich sein Rechte-Paket einiges kosten lassen. Der Multisport-Livestrea­mingdienst im Besitz der Perform Group (Sitz in London) bietet alle Partien als Einzelspiel und in der Konferenz an – nur das frei wählbare Topspiel am Dienstag wird bei Amazon zu sehen sein. Der Online-Riese, dessen Einstieg schon am Dienstag publik geworden war, ist der neue „Big Player“ und pumpt noch mehr Millionen in den heiß umkämpften Sportrechtemarkt.

Die Clubs dürften sich über den Wachwechsel freuen. Bayerns früherer Aufsichtsrats-Chef Uli Hoeneß hatte schon vor einigen Monaten mit dem Einstieg von Amazon, Netflix, Disney und Co. in den Profifußball geliebäugelt und prophezeit: „Da spielt eine halbe Milliarde, eine Milliarde keine Rolle. Dann könnten wir Dimensionen erreichen, die wir uns noch nicht vorstellen können.“

Für die Fans bedeutet die neue Situation aber noch mehr Unübersichtlichkeit. Um aus allen Spielen in der Königsklasse auszuwählen, braucht der Fan ein Abo von DAZN (11,99 Euro im Monat oder 119,99 Euro pro Jahr) und Amazon (7,99 Euro im Monat, als Prime-Kunde 69 Euro pro Jahr) – und vor allem ein schnelles Internet. Und wer sich die Spiele nicht auf einem Tablet oder Computer anschauen möchte, benötigt auch einen Smart-Fernseher mit entsprechenden Applikationen und einer Internetverbindung. Der Trend zum Streaming ist scheinbar unaufhaltsam, zuvor hatte sich schon die Telekom die Rechte an der Heim-EM 2024 gesichert.

Sky scheint angesichts dieser Entwicklungen immer mehr ins Hintertreffen zu geraten. Zwar hält der Pay-TV-Sender noch anderthalb Jahre die Hauptrechte an den Premiumprodukten Fußball-Bundesliga und Champions League, doch der Verlust der Königsklasse ab 2021 ist schmerzvoll. Seit der Saison 2000 übertrug Sky als Nachfolge-Sender von Premiere die Königsklasse und konnte auch dadurch seinen Abonnenten-Stamm vergrößern. Dieses Abo-Argument fällt nun weg.

Fans, die für Livespiele der Königsklasse keinen Euro ausgeben wollen, müssen sich bis zum Endspiel gedulden. Das ZDF wird die Finals 2022, 2023 und 2024 zeigen.

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