Streamingdienst mit Paukenschlag DAZN kauft Bundesliga-Rechte

Köln · Kostenpflichtiger Streamingdienst sichert sich auch Übertragungsrechte für Olympia und ist nun der neue große Akteur in der Sportberichterstattung in Deutschland.

 Nicht nur die Rechte an den Freitags- und Montagsspielen der Bundesliga wandern vom Eurosport Player zu DAZN, hier deren Logos auf dem Display eines Handys.

Nicht nur die Rechte an den Freitags- und Montagsspielen der Bundesliga wandern vom Eurosport Player zu DAZN, hier deren Logos auf dem Display eines Handys.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Fußball-Bundesliga, Olympia, Tour de France: Mit einem Husarenstreich ist DAZN zum größten Livesport-Anbieter in Deutschland aufgestiegen. Der erst seit August 2016 tätige Streamingdienst sicherte sich einen Monat vor Beginn der neuen Bundesliga-Saison per Sublizenz die TV-Rechte für 45 Spiele von Rechteinhaber Eurosport. Den bis 2021 laufenden Deal, der von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) abgesegnet wurde, verkündeten beide Partner am Donnerstag. Über die finanziellen Modalitäten schwiegen sich die Beteiligten aus.

DAZN, das zur britischen Perform Group gehört, wird damit künftig alle 30 Freitagsspiele sowie fünf Sonntagspartien und die fünf umstrittenen Montagsspiele selbst produzieren und übertragen, ebenso die vier Relegationsspiele und den Supercup. Der Auftakt ist am 3. August der Supercup zwischen Vizemeister Borussia Dortmund und Meister Bayern München.

Neben der Fußball-Bundesliga sicherte sich DAZN zudem den Zugang zu einem umfassenden Paket mit weltweitem Premiumsport: Beschlossen wurde die Integration der TV-Sender Eurosport 1 und Eurosport 2. DAZN wird seinen Kunden damit künftig auf seiner Plattform auch unter anderem Olympische Spiele, den Radklassiker Tour de France, drei Tennis-Grand-Slams und den alpinen Ski-Weltcup anbieten können.

Künftig zeigt DAZN nunmehr über 8000 Live-Events pro Jahr. „Es gibt im Deal mit Eurosport fast keine Überlappungen, er ist vielmehr ergänzend zu unserem bestehenden Portfolio“, sagt Deutschland-Chef Thomas de Buhr. Der Abo-Preis erhöht sich ab dem 1. August von monatlich 9,99 nur auf 11,99 Euro. Im Jahres-Abonnement bleibt es sogar beim alten Preis.

DAZN wollte eigentlich erst ab 2021 einen großen Angriff auf die Live-Rechte starten. Bisher zeigte der Streamingdienst nur die Höhepunkte der Bundesliga und der 2. Liga. In den vielen Gesprächen mit Discovery, der Muttergesellschaft von Eurosport, ergab sich nun die große Chance, schon früher die Bundesliga live zu DAZN zu holen.

Als einen Gewinner der Vereinbarung sieht sich trotz des Verlustes der Bundesliga-Übertragungen Eurosport. Der Verzicht sei kein Hinweis darauf, dass man nicht mehr vom Produkt überzeugt gewesen sei. Der paneuropäische TV-Sender setze vielmehr auf die Erhöhung der Reichweite. „Die Integration in die DAZN-Plattform ist ein weiterer Schritt dorthin, Eurosport ist ja auch bereits über Sky zu sehen“, sagte Alberto Horta, der stellvertretende Geschäftsführer von Discovery Deutschland. Der Schritt sei auch nicht als Ende für den Fußball bei Eurosport zu sehen. Man werde sich auch künftig sehr genau diese Rechte-Pakete anschauen, so Horta.

Eurosport hatte die Bundesliga seit der Saison 2017/18 übertragen und für das Rechtepaket 70 Millionen Euro bezahlt. Im vergangenen Monat hatte der ehemalige Nationalspieler Matthias Sammer „aus persönlichen Gründen“ seinen Job als Eurosport-Experte aufgegeben. Hier gebe es laut Horta keinen ursächlichen Zusammenhang.

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