So viele falsche 500er wie noch nie

Frankfurt · In Deutschland sind wieder mehr Blüten im Umlauf. Fast 25 000 gefälschte Noten hat die Bundesbank im ersten Halbjahr 2014 aus dem Verkehr gezogen.

Von 500-Euro-Scheinen lassen die meisten Fälscher die Finger. Eigentlich - denn im ersten Halbjahr hat die Deutsche Bundesbank 684 falsche 500er sichergestellt. Das sind mehr als im gesamten Vorjahr und fast dreimal so viel wie im zweiten Halbjahr 2013. Die meisten davon hat ein besonders dreistes Duo in Umlauf gebracht: Die beiden Männer hatten in Essen mehrere Oldtimer mit dicken Geldbündeln bezahlt. Doch nur die obersten und die untersten Noten waren echt. Alle anderen Scheine waren simple Blüten, hergestellt mit Tintenstrahldrucker und komplett ohne Sicherheitsmerkmale.

560 Blüten im Nennwert von 280 000 Euro brachten Vater und Sohn in Umlauf. Der Sohn wurde gefasst, der Vater ist flüchtig. "Ein Fall in dieser Größenordnung ist selten und für mich als Bundesbank-Vorstand etwas völlig Neues", sagt Carl-Ludwig Thiele. "Dieser Fall bläht die Schadenssumme, die im letzten Halbjahr durch Falschgeld verursacht wurde, enorm auf." Denn der Schaden, den kriminelle Banden und Gelegenheitsfälscher in den ersten sechs Monaten 2014 verursachten, stieg von 1,1 Millionen im zweiten Halbjahr 2013 auf 1,5 Millionen Euro. Insgesamt zogen Polizei , Handel und Banken knapp 25 000 gefälschte Euro-Banknoten aus dem Verkehr. Das waren 27 Prozent mehr als im vorangegangenen Halbjahr. Jede zweite Blüte war ein falscher Fünfziger, fast jede dritte ein Zwanziger.

Insgesamt sind weltweit aber weniger falsche Euro-Noten entdeckt worden. Im ersten Halbjahr wurden 331 000 Euro-Blüten sichergestellt, wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitteilte. Das waren 6,2 Prozent weniger als im zweiten Halbjahr 2013.

Trotz des Anstiegs in Deutschland sieht die Bundesbank keinen Grund zur Sorge: Denn rein rechnerisch entfielen auf 10 000 Einwohner nur sechs falsche Banknoten . Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele sagte: "Man muss statistisch fast 2000 Jahre alt werden, um einmal mit einer gefälschten Banknote in Berührung zu kommen." Das Falschgeldaufkommen in Deutschland bleibe auf einem äußerst niedrigen Niveau. Zum Vergleich: Im Schnitt der Eurozone kommen 20 falsche Banknoten auf 10 000 Einwohner.

Derart plump wie das Vater-Sohn-Duo gehen professionelle Geldfälscher eher selten vor. Vor allem nicht, wenn sie sich an die ganz großen Scheine wagen. "500-Euro-Fälschungen werden meist von Profis hergestellt. Die Verwechslungswahrscheinlichkeit ist höher", erklärt Rainer Elm, Leiter des Nationalen Analysezentrums der Bundesbank. Die Profis versuchten, Wasserzeichen oder Hologramm zu imitieren.

Dass sich die Kriminellen normalerweise vor allem auf 50- und 20-Euro-Scheine konzentrieren, hat Gründe: "Der Fünfer wird seltener gefälscht, weil sich das kaum rentiert", sagt Elm. Und größere Scheine seien schwerer in den Verkehr zu bringen: "Geschäfte nutzen bei großen Stückelungen häufig elektronische Prüfgeräte. Und viele Tankstellen akzeptieren überhaupt keine 500-Euro-Noten." Deswegen sei der falsche 500er so wenig verbreitet, erklärt Elm.

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HintergrundSicherheitsmerkmale, die helfen, echte Euro-Scheine von Fälschungen zu unterscheiden:Fühlen: Auf der Vorderseite der Banknoten sind Teile des Druckbildes ertastbar - etwa das Kürzel für die Europäische Zentralbank (EZB) in fünf Sprachen. Auf dem neuen Fünf-Euro-Schein steht das EZB-Kürzel sogar in neun Sprachen. Zudem befindet es sich auf der Vorderseite nicht mehr oben, sondern am linken Rand. Einen Hinweis auf Echtheit gibt auch die Qualität des Papiers: Echte Banknoten bestehen aus Baumwolle. Sehen: Wird die Banknote gegen das Licht gehalten, werden Wasserzeichen, Sicherheitsfaden und eine vollständige Wertzahl sichtbar. Alle drei Merkmale sind bei echten Banknoten auf Vorder- und Rückseite zu erkennen.Kippen: Beim Kippen des Scheins erscheinen im Hologramm verschiedene Motive. Beim neuen Fünfer ändert der als glänzende Zahl aufgedruckte Wert "Fünf" auf der Vorderseite seine Farbe von Smaragdgrün zu Tiefblau, wenn man die Banknote neigt. Das gilt entsprechend ab September für den neuen Zehner. dpa

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