Wettlauf mit den Fälschern

Frankfurt · Der Wettlauf mit organisierten Fälscherbanden geht in eine neue Runde: Die Währungshüter geben eine neue Zehn-Euro-Note in Umlauf, die den Kriminellen die Arbeit erschweren soll. Denn die Zahl der sichergestellten Blüten steigt.

Manchmal taugt eine einfache Kopie als Fälschung: An einem Kiosk im Frankfurter Flughafen haben Kriminelle im November mit einer Fünf-Euro-Blüte bezahlt. Die Kassiererin nahm die Fälschung des Fünfers der neuen "Europa-Serie" entgegen und gab sie später als Wechselgeld heraus. Der Kunde hat das Nachsehen: Als er später mit der Note bezahlen wollte, wurde sie als Blüte entlarvt. Auf dem Schaden blieb er sitzen: In Deutschland wird Falschgeld eingezogen - ersatzlos.

Eigentlich ist das Risiko für Verbraucher verschwindend gering, mit Falschgeld in Kontakt zu kommen. "In Deutschland muss man rein rechnerisch 2000 Jahre alt werden, um einmal mit einer gefälschten Banknote in Berührung zu kommen", sagt Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. Auszuschließen ist es aber nicht.

Auch deshalb tüfteln Experten der Notenbanken seit Jahren an einer zweiten Generation der Euro-Noten. Nach dem Fünfer im vergangenen Mai kommt im September der neue Zehn-Euro-Schein. "Mit der neuen Banknotenserie soll vor allem sichergestellt werden, dass sich die Bürger auch weiterhin auf die hohe Fälschungssicherheit des Euro verlassen können", betont EZB-Direktor Yves Mersch. Das Ziel: Im technologischen Wettlauf mit Geldfälschern will die Europäische Zentralbank immer einen Schritt vorausbleiben.

39 000 gefälschte Euro-Banknoten haben Polizei, Handel und Banken 2013 in Deutschland aus dem Verkehr gezogen. Das sind rund sechs Prozent weniger als 2012. Europaweit schoss die Zahl hingegen um 26 Prozent auf 670 000 Blüten in die Höhe.

"Nach wie vor stammt ein Großteil des Falschgeldes von organisierten Banden", sagt der Leiter des Nationalen Analysezentrums bei der Bundesbank, Rainer Elm. Fünf bis zehn Gruppen vor allem aus Südeuropa vertrieben rund 80 Prozent des Falschgeld-Aufkommens: "Es sind immer die Gleichen, und sie haben Verbindungen zu mafiaähnlichen Strukturen."

Der Rest stamme aus hunderten Quellen von Gelegenheitsfälschern, weiß Elm: "Dabei handelt es sich meist um die kleinen Stückelungen." Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Der Bundesbank gingen falsche Zwanziger ins Netz, bei denen der Kriminelle für den silbernen Sicherheitsstreifen kurzerhand Aufkleber einer CD verwendet hatte. Elm gibt zu: "Teilweise wundert man sich, was sich die Leute alles ausdenken." Der Täter wurde inzwischen gefasst.

Banden setzten hingegen meist auf Noten mit höherem Nennwert, vor allem auf Zwanziger und falsche Fünfziger - so müssen sie für ihren Ertrag weniger Blüten in Umlauf bringen. Andererseits sinkt bei den kleineren Stückelungen das Risiko, entdeckt zu werden. Daher sei 2013 erstmals eine bessere Zehn-Euro-Fälschung aus einer professionellen Werkstatt in Südeuropa aufgetaucht: "Der Anteil der Zehn-Euro-Blüten am Falschgeld hat sich auf vier Prozent verdoppelt. Der Vorteil einer Zehn-Euro-Fälschung für die Kriminellen liegt darin, dass die Note seltener sorgfältig überprüft wird."

Noch in diesem Jahr muss sich die Bande aber umstellen. "Mit der Einführung der neuen Zehn-Euro-Banknote der Europa-Serie am 23. September 2014 wird der Schutz vor Fälschungen erhöht", sagt Thiele. "Mit dem neuen Zehn-Euro-Schein wird es für die Bevölkerung leichter, die Echtheit der Noten zu überprüfen. Für die Fälscher wird es hingegen schwieriger."

Doch nicht nur Kriminelle werden von den neuen Scheinen auf die Probe gestellt, wie Thiele betont: "Für Automatenhersteller und -betreiber ist ein gewisser Vorlauf nötig. Wir möchten vermeiden, dass größere Zahlen von Automaten nicht rechtzeitig umgestellt werden." Deshalb hat die EZB die künftige Note schon präsentiert, obwohl sie erst im Herbst in den Geldbörsen der Menschen landet.

Denn ein Chaos wie im Mai 2013, als Automaten in ganz Europa die neuen Fünfer nicht annahmen, weil die Systeme noch nicht angepasst worden waren, soll sich nicht wiederholen. "Alle sollten aus den Erfahrungen mit dem neuen Fünfer gelernt haben", beschwört Thiele die Industrie. Völlig ausschließen kann die Bundesbank derartige Probleme aber nicht, glaubt Elm: "Es wird auch bei den neuen Zehn-Euro-Noten in den ersten Wochen Automaten geben, die noch nicht umgestellt sind."

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