Schwesterliche Kür

Merchweiler · Längst haben sich Esther und Lea Birringer auch einen Namen auf großen Konzertpodien gemacht. Am Sonntag konnte man die Schwestern dank der Musikfestspiele Saar mal wieder in der Heimat erleben: ein Ereignis.

 Familienbande: Lea Birringer (Violine) und Esther Birringer (Klavier). Foto: Gemeinde Merchweiler

Familienbande: Lea Birringer (Violine) und Esther Birringer (Klavier). Foto: Gemeinde Merchweiler

Foto: Gemeinde Merchweiler

Sechs Wochen ist es erst her, dass die großen Münchner Philharmoniker mit Goreckis "Drei Stücken im Alten Stil" ihr Musikfest-Gastspiel begannen. Jetzt wählte das heimische Kammerorchester Ricercare im Kuppelsaal des Wemmetsweiler Rathauses - nebenbei bemerkt ein glänzendes Juwel - eben diese Werke. Mehr als reizvoll, dieses Wiederhören. Denn der Vergleich geht, jawohl, zu Gunsten von Ricercare aus. Sicher, das Ensemble ist unter anderem mit Profis der Radio Philharmonie besetzt, doch was Dirigent Götz Hartmann da an Kontrasten und Spannung herauskitzelte, war klar eindrücklicher als die Vorstellung der leicht tourneematten Münchner.

Wobei Ricercare mit Gorecki quasi nur ein Versprechen auf noch Größeres abgab: Skrowaczewskis Sinfonie für Streicher (op.25). Auch sie an die Alten Meister erinnernd, aber zugleich auch zwingend modern. Hier bestach das Kammerorchester mit mustergültiger Durchhörbarkeit, einer geradezu messerscharfen Analyse der musikalischen Struktur und einem höchst eruptiven Schlusssatz.

Wie ein zuckriger Gegenpol hätte dazu das Doppelkonzert d-moll für Violine, Klavier und Streicher des jungen Mendelssohn wirken können, perlend und anmutig. Doch die beiden Solistinnen, Lea und Esther Birringer, waren nicht auf Oberflächen-Glanz aus, sondern auf wahre Emotion und Deutungstiefe. Mittlerweile haben sich die beiden Schwestern aus Quierschied, jede für sich, einen Namen auch auf großen Konzertpodien gemacht. Ihre Königinnendisziplin aber bleibt das Doppel, was eine beeindruckende Kollektion von internationalem Preislorbeer bekräftigt. Dabei ist das Einverständnis der beiden ja beinahe schon schwesterliche Pflicht. Zur Kür aber zählt der herrlich sangliche Geigenton Lea Birringers, so wunderbar warm und innig (Adagio), aber auch feurig im Schlusssatz. Dazu die Mühelosigkeit, mit der Esther Birrringer dem Flügel etwa die Oktavfolgen entlockt. Grandios - auch dank des stets sensibel begleitenden Orchesters.

Weitere Konzerte der Musikfestspiele Saar : 30. April, 20 Uhr; Saardom Dillingen, Gidon Kremer und die Kremerata Baltica. 3. Mai, 11 Uhr, Congresshalle Saarbrücken; Saarländisches Staatsorchester unter David R. Coleman mit Gabor Boldoczki (Trompete) und Jospeh Moog (Klavier), u.a. mit der Uraufführung des Trompetenkonzerts von Penderecki. Karten unter (0681) 976100.

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