Schweizer Franken schießt in die Höhe

Zürich · Die Entscheidung der Schweizer Nationalbank, den Mindestwechselkurs zum Euro von 1,20 Franken aufzuheben, hat für Turbulenzen an den Märkten gesorgt. Die Exporteure befürchten Belastungen.

Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat überraschend den Mindestwechselkurs zum Euro aufgehoben. Der Schweizer Franken bleibe zwar hoch bewertet, aber die Überbewertung habe sich seit Einführung des Mindestkurses im September 2011 insgesamt reduziert, erklärte die Zentralbank in Zürich .

Nach der Bekanntgabe schnellte der Kurs des Franken zunächst um fast 30 Prozent in die Höhe. An den Finanzmärkten brach Panik aus. Der Euro fiel zwischenzeitlich auf 1,1575 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit November 2003. An der Schweizer Börse stürzte der Leitindex SMI zunächst um rund zwölf Prozent ab. Der Aktienkurs des weltgrößten Uhrenherstellers Swatch mit seinen Marken Tissot, Breguet und Longines büßte fast 16 Prozent ein. Swatch-Chef Nick Hayek bezeichnete die Entscheidung der Nationalbank als "Tsunami". Nach Angaben der Schweizer UBS-Bank könnte die Maßnahme zu einem Rückgang der Exporte um fünf Milliarden Schweizer Franken führen. Für Deutsche werden Produkte aus der Schweiz und Urlaub dort teurer. Gleichzeitig dürfte es Firmen aus Deutschland und der Eurozone leichter fallen, in die Schweiz zu exportieren.

Inmitten der Eurokrise hatte die Schweizer Nationalbank vor fast dreieinhalb Jahren angesichts eines anhaltenden Höhenflugs des Franken die Notbremse gezogen und den Mindestwechselkurs von 1,20 Franken für einen Euro festgelegt. Die hohe Nachfrage von Investoren nach der sicheren Währung war zu einer Belastung für die wichtige Schweizer Exportindustrie geworden. Diese "außerordentliche und temporäre Maßnahme" habe die Schweizer Wirtschaft vor schwerem Schaden bewahrt, erklärte die Nationalbank nun.

Nachdem die Maßnahme zunächst Früchte trug, stieg der Kurs des Franken zum Euro 2014 aber wieder kontinuierlich. Auch die Krise des russischen Rubel erhöhte den Druck auf den Schweizer Franken . Im Dezember führte die Zentralbank einen Negativzins von minus 0,25 Prozent für hohe Guthaben ein, um Spekulanten abzuschrecken. Sie begründete ihren Schritt auch mit der unterschiedlichen geldpolitischen Ausrichtung der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank Fed. Die EZB setzt auf niedrige und die Fed auf steigende Zinsen. Indem sich der Euro gegenüber dem Dollar deutlich abgewertet habe, habe sich auch der Franken im Vergleich zum Dollar abgeschwächt. Daher sei sie zu dem "Schluss gekommen, dass die Durchsetzung und Aufrechterhaltung des Euro-Franken-Mindestkurses nicht mehr gerechtfertigt sind". Im Gegenzug verschärft die Bank ihren Negativzins um 0,5 Prozentpunkte auf minus 0,75 Prozen t.

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