Überleben in der Leistungsgesellschaft

Homburg. Am Donnerstag, 9. Dezember, zeigt die Badische Landesbühne im Kulturzentrum Saalbau Homburg die Wirtschaftssatire "Otto der Großaktionär" von Gisela Elsner, die 1964 mit ihrem Debüt-Stück "Die Riesenzwerge" Berühmtheit erlangte

Homburg. Am Donnerstag, 9. Dezember, zeigt die Badische Landesbühne im Kulturzentrum Saalbau Homburg die Wirtschaftssatire "Otto der Großaktionär" von Gisela Elsner, die 1964 mit ihrem Debüt-Stück "Die Riesenzwerge" Berühmtheit erlangte. Der Mittvierziger Otto Rölz arbeitet als "Tierpfleger" in einem Chemieunternehmen, wo er in Wirklichkeit Vorbereitungen für Tierversuche trifft. Otto brüstet sich damit, stolzer Besitzer von fünf Aktien seines Arbeitgebers zu sein, was ihm bei seinen Freunden den Spitznamen "Otto der Großaktionär" einbringt. Als Aktionär betrachtet er sich als Miteigentümer der Firma, an deren Gewinn er in Form von Dividenden beteiligt ist. Diese fallen zwar lächerlich gering aus, doch Otto kopiert mit seinem Lebensstil trotzdem die Lebensgewohnheiten der Firmeneigentümer und fährt einen schwarzen Mercedes. Er glaubt, sein Arbeitsplatz sei ihm sicher - auch noch, als Umstrukturierungen in der Firma zu Arbeitszeitverkürzungen führen. Bald jedoch reicht sein Lohn nicht mehr aus und er meldet sich als Testperson für Versuche mit chemischen Substanzen, um finanziell über die Runden zu kommen. Leider bewahrt ihn dies nicht davor, bald die erste seiner wenigen Aktien verkaufen zu müssen. Eines Tages erhält er zu allem Übel - trotz langjähriger Firmenzugehörigkeit und seiner Bereitschaft, gesundheitliche Beeinträchtigungen in Kauf zu nehmen - auch noch die Kündigung. Nun versteht Otto die Welt wirklich nicht mehr und kann nur noch ratlos sinnieren: "Ich weiß selber nicht mehr, ob ich mir jetzt Hoffnungen machen soll oder nicht." Das Bühnenstück ist eine Adaption des in den 80er Jahren fertiggestellten, jedoch erst 2008 aus dem Nachlass veröffentlichten Romans, die Intendant Carsten Ramm zusammen mit Elsner-Herausgeberin Christine Künzel erstellte. Gisela Elsner, die sich 1992 das Leben nahm, scheint ihrer Zeit weit voraus gewesen zu sein. red

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