Ski-Freizeiten stehen auf der Kippe

St Wendel · Den siebentägigigen Ski-Kurs, der vom Cusanus-Gymnasium regelmäßig angeboten wurde, wird es dank des neuen Erlasses wohl nicht mehr geben. Ähnlich sehen das die Schulleiter von anderen weiterführenden Schulen im Kreis.

Der Klassenfahrten-Erlass von Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ) sorgt weiterhin für Unmut. So sieht die Elternvertretung des St. Wendeler Cusanus-Gymnasiums die Zukunft eines dort seit Jahren praktizierten und stimmigen Konzeptes gefährdet: den Ski-Kurs an der Schule. Dieser werde seit dem Schuljahr 2006/2007 "von Seiten der Lehrer engagiert geplant und durchgeführt", wie der stellvertretende Schulelternsprecher Michael Bittmann mitteilt. Er ist außerdem Vorsitzender der Landeselternvertretung der Grundschulen und stellvertretender Vorsitzender der Gesamtelternvertretung.

Natürlich könne die "ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung", die in der Grundkonzeption des Kurses enthalten ist, auch auf anderen Wegen erreicht werden. Doch Gespräche mit Eltern und Schülern hätten ergeben, dass "die einzelnen Erfahrungswerte der Schüler , die in den vergangenen zehn Jahren teilgenommen haben, Bände sprechen". Eine der neuen Vorgaben des Erlasses sei es, das Klassenfahrten nicht länger als fünf Tage dauern dürften. Der Ski-Kurs ist jedoch auf sieben Tage angelegt. Er enthalte direkte Wissensvermittlung in den Alpen, Erklärung der Zusammenhänge von Mensch und Natur inklusive ökologischer Aspekte. Sozial schwächere Familien würden durch den Förderverein unterstützt. Eine Tauschbörse in den Siebener- und Achter-Klassen habe ebenfalls seit Jahren gute Tradition. Der Ski-Kurs werde sowohl von Eltern als auch Lehrern positiv bewertet, sagt Schulleiter Martin Wagner. Einen solchen Kurs auf fünf Tage zu begrenzen, mache eine Umsetzung beinahe unmöglich. Man fahre in die Postalm oder nach Südtirol. So weit zu fahren sei kaum noch sinnvoll, da man mehr als einen halben Tag alleine an Gesamtfahrzeit habe. Außerdem müssten es auch schneesichere Gebiete sein. "Das Elsass reicht da nicht ", so Wagner. Eine Fahrt in der derzeitigen Form mit Fahrt, Unterkunft und Verpflegung koste ungefähr 350 Euro.

Um Wintersport geht es auch beim Skischullandheim-Aufenthalt der Gesamt-/Gemeinschaftsschule Marpingen. Schulleiterin Petra Brenner-Wolff sieht ebenfalls die Gefahr, dass man diese Klassen übergreifende Veranstaltung nicht mehr anbieten könne. Auch müsse man bei der Deckelung der Gesamtkosten darauf achten, dass sozial schwächere Familien nicht abgehängt würden. "Das sollte nicht sein", so die Leiterin.

"Mit dem Geld kann man wohl nur im Saarland bleiben", meint Edda Niedermeier von der Freien Waldorfschule Saar-Hunsrück in Nohfelden. Die Französisch-Lehrerin ist an der Schule für das Erasmus-Projekt zuständig. Dieses ist auf drei Jahre angelegt und führt immer wieder zu den europäischen Nachbarn, so habe man schon mehrfach England besucht. Die Eltern der Schüler finanzieren einen Teil der Fahrten, der Rest wird durch EU-Gelder gefördert. "Sonst wäre das gar nicht machbar", sagt Niedermeier. Finanzschwächeren Familien werde durch interne Fonds geholfen. Das Erasmus-Projekt ist somit durch den Minister-Erlass nicht betroffen.

Ebenfalls nicht betroffen sei das Comenius-Projekt, wie die stellvertretende Schulleiterin der Gemeinschaftsschule/Erweiterten Realschule Schaumberg Theley, Margret Müller, mitteilt. Auch hier führen Fahrten ins benachbarte Ausland. Derzeit sei das Projekt an ihrer Schule abgeschlossen, "wir planen aber ein neues", so Müller. Auf die regulären Klassenfahrten würde sich der Erlass jedoch sicherlich auswirken.

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Hintergrund Strengere Vorgaben für Schulausflüge und Klassenfahrten sind mit Beginn dieses Schuljahres in Kraft getreten. Günstiger und weniger touristisch sollen sie werden, müssen einen "deutlichen Bezug zum Unterricht" haben und auch nachbereitet werden. Sie dürfen höchstens noch 100 Euro pro Schüler im Jahr kosten, die Dauer ist dabei egal. In den 100 Euro müssen sämtliche Kosten bereits mit eingerechnet sein, also auch An- und Abfahrt. Für die Klassenstufen drei bis sechs sind nur noch Fahrten innerhalb des Saarlandes und im Grenzgebiet erlaubt. bo

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