„Wir leben Europa!“

Forbach · Sonne genießen, Natur erleben, um Nippes feilschen und von der Geschichte der Region erfahren: So hat das 14. Warndt-Weekend begonnen. Und mit einem Bekenntnis zu Europa, in Worten, Bildern und Musik.

 Stimmungsvoll: Konzert-Lesung mit Peter Lupp und der Harfenistin Ulla van Daelen. Foto: Ruppenthal

Stimmungsvoll: Konzert-Lesung mit Peter Lupp und der Harfenistin Ulla van Daelen. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal
 Horst Schmadel (links) führt Besucher durchs Bergbaumuseum in Petite Rosselle. Foto: Jenal

Horst Schmadel (links) führt Besucher durchs Bergbaumuseum in Petite Rosselle. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Mittwochabend, zur Eröffnung des 14. Warndt-Weekends strömen mehr als 200 Menschen ins Atrium des Forbacher Burghofs. Zur Konzert-Lesung mit Peter Lupp und der Harfenistin Ulla van Daelen begrüßt Gilbert Schuh, Präsident des Eurodistrikts Saar-Moselle, die "chers amis mélomanes" und singt seinerseits ein Loblied. Auf den Warndt nämlich, "einen der schönsten Teile des Eurodistrikts". Der Warndt, sagt auch Regionalverbandspräsident Peter Gillo (SPD), sei "eine Region, die eine reichhaltige Geschichte hat und eine große Zukunft". Und, mit Blick auf die Wahlergebnisse des vorigen Sonntags: "Auch wenn das leider nicht alle so sehen", profitiere der Warndt von Europa. "Wir wollen Europa", ruft Gillo aus, "wir leben Europa!" - lebhafter Beifall brandet auf.

Friedliches Miteinander der Nationen habe hierzulande uralte Tradition, ergänzt Peter Lupp: Der Jakobsweg, dem die Konzert-Lesung "Unterwegs" gewidmet ist, sei der "geistige Vater" Europas. Und schon lange - eine Karte aus dem 16. Jahrhundert ist "der Beweis, dass wir hier nicht mogeln" - führen Pilgerpfade durch die Region. Mit stillen Bildern und meditativen Texten nimmt Lupp das Publikum mit auf den Weg. Ulla van Daelen antwortet musikalisch, mit allem, was sich an Klängen so findet an der Pilgerstraße: Lieder, quirlige spanische Rhythmen, Mittelalterliches - eine ganz eigene Mischung, die einen ruhig und gelassen "unterwegs" sein lässt. Sie könne auch anders, sagt sie später im Gespräch, sie brauche es auch mal fetzig und schräg, "nicht nur lieb". Hier aber passt das Freundliche. "Unterwegs" und das anschließende Fest im Foyer sind ein schöner Auftakt fürs grenzüberschreitende Wochenende.

Donnerstagmorgen, in Karlsbrunn hat Saarforst-Revierleiter Philipp Klapper zur Waldwirtschaftswanderung eingeladen. Mitten im satten Grün, das die Velo-Station am Ortsrand umgibt, präsentiert er eine Waldwirtschaftskarte des 1800 Hektar großen Warndt-Reviers. Das schlängelt sich zwischen Klarenthal und Naßweiler an der französischen Grenze entlang. Normalerweise ist Wald auf Karten grün eingezeichnet, doch auf der Revierkarte wirkt er bunt. Denn "die Wald-Abteilungen sind markiert in der Farbe der Hauptbaumart, die in ihnen vorkommt", erklärt Klapper. Die Gruppe, rund ein Dutzend Interessierte, befindet sich gerade in der Abteilung 1009 - sie ist auf der Karte blau: "Blau steht für Fichte, Braun im nächsten Abschnitt für Buchen." Die Waldwirtschaft sei für jede Abteilung festgelegt: "In den Bestandsbüchern ist alles genau erfasst, dort steht auch, was zuwachsen darf und was eingeschlagen wird." Nur Unvorhersehbares führe zu größeren Fällaktionen, etwa ein Borkenkäfer-Befall. In der Regel werde aber nur gut die Hälfte des Holzes geerntet, das übers Jahr nachwächst.

Szenenwechsel: Der Besuch im französischen Bergbaumuseum Wendel in Petite Rosselle ist am Vormittag noch überschaubar. Die Gruppe, die Praktikantin Julia Pietsch durch die Ausstellungen führt, ist klein. "Hier befinden wir uns in der Lohnhalle", beginnt sie. Weil jeder Bergarbeiter auf dem Weg in die Strebe hier durch musste, sei diese Halle die Pforte zwischen dem privaten Leben der Bergleute und ihrer Arbeit gewesen. Wenige Meter weiter sind Bergbau-Werkzeuge zu bestaunen, Vermessungszeug und eine der ersten Schrämmaschinen aus den 1940er Jahren. Und ein Plakat, das einen Mineur in heroischer Pose zeigt: "Damit wollte Charles de Gaulle Arbeitsfähige für den Bergbau begeistern."

Die aktuelle Sonderausstellung ist den Bergmanns-Gärten gewidmet. "Sie führt die Reihe fort, die sich zunächst mit den Frauen der Bergleute und dann mit ihren Häusern und Wohnungen befasst hat", sagt Pietsch. Am meisten beeindrucken die Unterschiede zwischen den Gärten einer Bergarbeitersiedlung und den Gärten der Führungskräfte. Dienten erstere den Bergleuten dazu, nach der schweren Arbeit unter Tage frische Luft zu tanken und günstig das Nahrungsangebot zu erweitern, waren die Kadergärten meist prächtige, professionell gestaltete Parks. > : Weiterer Bericht.

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