Rallye Mechaniker haben ganz schön zu schuften

Bosen · Das Herz der Deutschland-Rallye schlägt am Bostalsee. Im Servicepark werden die ramponierten Autos wieder flott gemacht. Ganz schön schnell – und unter genauer Beobachtung.

 Da fehlt noch was: Jari-Matti Latvala bringt seinen leicht ramponierten Toyota zurück in den Servicepark.

Da fehlt noch was: Jari-Matti Latvala bringt seinen leicht ramponierten Toyota zurück in den Servicepark.

Foto: Frank Faber

Die Mittagsruhe dominiert am Freitag noch im Rallyedorf am Bostalsee. Gut eine Stunde vor dem Eintreffen der Piloten vom Rundkurs Wadern-Weiskirchen II geht es sehr gemütlich zu im Servicepark am Bostalsee. Der Schrauber eines kleinen Teams sitzt auf einem Stapel Reifen und knabbert an seinem Butterbrot. Die Mitarbeiter der großen und finanzkräftigen Werksteams speisen zwischen geladenen Promis in den mitgeführten Motorhomes.

Langsam trotten die Citroen-Mechaniker wieder an ihren Arbeitsplatz, an der großen Hyundai-Werkstatt sind die Falttore dagegen noch runtergelassen, der Laden ist noch dicht. „Es ist alles normal. Zwischendrin ist viel Warterei angesagt“, sagt Jan Knöbel. Er macht den Mechaniker-Job seit 25 Jahren, hat mehr als 500 Rallyes auf dem Buckel. Bei der Rallye Deutschland schraubt Knöbel am Opel Adam von Roman Schwedt. Der 18-Jährige kommt aus Heusweiler, ist einer von fünf saarländischen Fahrern im Feld. „Das Auto läuft wunderbar, alles nach Plan“, zieht Knöbel ein Zwischenfazit. 45. im Klassement ist Schwedt in einem kleinen Opel Adam da – und bester Saarländer. Deshalb gebe es keinen Grund, in Hektik zu verfallen. Anders in der Box von Armin Kremer. Dort haben die Mechaniker das Handy am Ohr. Der Ford-Pilot soll Probleme mit den Stoßdämpfern haben.

Plötzlich legen die zuvor durch die den Servicepark bummelnden Fans einen größeren Gang ein. Das Röhren eines Motors zieht sie magisch an. Die Eliteklasse der World Rally Championchip (WRC) ist von der WP zurück. Der Ire Craig Breen setzt seinen Citroen im Waschzelt ab. Zwei Wagenpfleger spritzen den verdreckten Boliden mit Hochdruckreiniger ab. Jari-Matti Latvala aus Finnland lehnt die Fahrzeugkosmetik am Toyota ab. Er fährt durch auf die Wiese, wo die Autos von der Rennleitung gecheckt werden. Einige Teile am Auto fehlen. Unterwegs hat Latvala bei einem Abflug den Kotflügel auf der Beifahrerseite verloren.

Überhaupt bleibt einiges auf der Strecke. Den Kotflügel und ein Heckteil hat der Neuseeländer Hayden Paddon verloren. Paddons High-Tech-Boliden steht ein Lifting bevor. Die Hyundai-Mechaniker haben ohnehin einiges zu tun: Denn ohne Beule ist auch Thierry Neuville, einer der großen Siegfavoriten, mit seinem Boliden nicht durchgekommen. „Die Wetterinformationen haben nicht hundert Prozent gestimmt,“ sagt er. „Aber wir haben den Morgen überlebt und zum Glück ist es bis zur Spitze nicht so weit.“ Auch sein WM-Rivale Sébastien Ogier hatte sich einen Dreher geleistet.

 Dicht umlagert: Die Fans können im Servicepark den Mechanikern genau auf die Finger schauen – wie hier am Auto von Thierry Neuville.

Dicht umlagert: Die Fans können im Servicepark den Mechanikern genau auf die Finger schauen – wie hier am Auto von Thierry Neuville.

Foto: Frank Faber

Als Neuville wieder den Motor anwirft, flitzt eine Hundertschaft belgischer Fans zu seiner Box. Alle wollen sehen, was am Auto getan wird. Und nicht nur sie: Genau diese Arbeiten während des Services aus der Nähe in Augenschein zu nehmen, ist die Aufgabe des so genannten Scrutineers. Ein solcher Kontrolleur und Prüfer ist Heinz Jansen. „Meine Aufgabe während der Servicezeit ist, festzustellen, ob die Teams etwas Verbotenes einbauen“, erklärt Jansen. Zudem kontrolliert er, dass die verplombten Teile wie beispielsweise das Getriebe auch nciht angerührt werden. „Für die Statistik wird alles auf der Kontrollliste notiert“, sagt Jansen. Innerhalb von kürzester Zeit werden alle defekten Teile ausgetauscht, Bremsen und Reifen gewechselt – und die Autos für die nächste Wertungsprüfung wieder fit gemacht. Danach kehrt dann wieder Ruhe ein. Bis zum nächsten Durchgang.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort