Ernst zu nehmende Kunst mit einem Augenzwinkern

Gisingen · Vielfältig und vielschichtig, humorvoll und ernst ist die Ausstellung „Tapetenschwein und Schnawwelsack“ von Andrea Denis und Gerhard Fischer im Haus Saargau in Gisingen. Landrat Patrik Lauer hat sie vor rund 120 Besuchern eröffnet.

 Im Lothringer Haus präsentieren Andrea Denis und Gerhard Fischer ihre Kunstwerke. Foto: Gerhard Alt

Im Lothringer Haus präsentieren Andrea Denis und Gerhard Fischer ihre Kunstwerke. Foto: Gerhard Alt

Foto: Gerhard Alt

Der Schnawwelsack hat kurze Beine vom Lügen, trägt den Schnabel hochnäsig. Hintersinniger Witz steckt in dieser Skulptur von Gerhard Fischer. Insgesamt 15 seiner Bildhauerarbeiten stehen jetzt im Haus Saargau. Sie bringen - klingt paradox - Bewegung in die Ausstellung. Bewegung hat Fischer den Steinen eingemeißelt und -geschmirgelt.

In Bewegung geraten auch die Besucher. Sie durchqueren das Lothringer Haus über zwei Etagen, betrachten die Skulpturen von allen Seiten, schlendern an den Kunstwerken an den Wänden vorbei. Nicht zuletzt kommen die Gedanken in Bewegung.

Andrea Denis stellt über 70 Werke aus. Eines davon, ihr Tapetenschwein, guckt vor geblümter Tapete zu Fischers Schnawwelsack hinüber, beide finden sich wieder im Titel der Ausstellung. Ohne Humor geht's nicht, diese Kunst nicht, das Leben überhaupt wohl auch nicht. Augenzwinkern kennzeichnet die Werke Denis‘, aber stets verbunden mit dem Anspruch, ernst genommen zu werden.

Denis versteht sich als "Sprachrohr" für die Botschaften der Natur, die sie für beseelt hält. Nicht alle können in Kontakt zu ihr treten. Exemplarisch-pointiertes Symbol und zugleich unerwartete Mitmachaufforderung ist der Baum-Horch-Apparat - Knopf drücken und hören, dass die Bäume reden.

So werden die Zusammenhänge nicht nur augen-, sondern sinnenfällig: Sehen und Hören, Tasten, Riechen, Sensibilität wollen geübt sein. Denis lädt zum Lernen des Verlernten ein. Kinder gehen mit der Natur empfindsam und kreativ um, so wie sie selbst als Kind den verächtlichen Dialektausdruck "Wurmatzig" (wurmstichig) zum Kosewort "Murwatzig" für Käfer umdeutete und jetzt für ein Käferbild verwendet.

In Märchen und Mythen, aber auch in eigenen Gedichten findet sie Rückhalt. Somit sind ihre Gemälde und Assemblagen sowohl bezüglich der Bedeutungsebenen vielschichtig als auch buchstäblich, wenn reliefartig Farben, Holzmehl, Rost und allerlei anderes auf- und übereinander treffen. Ähnlich sucht Fischer in seinen Skulpturen aus Speckstein und Alabaster die bestmögliche Form, in der sich der Künstler ausdrücken kann, zugleich der Stein aber seine Eigenarten behält. In den neueren Werken variieren die Oberflächen; derselbe Stein ist hier möglichst glatt, da extra aufgeraut.

Da mag eine Ahnung entstehen, wie viel der Künstler von sich in sein Werk gelegt hat - und eine Ahnung von Unendlichkeit, beispielsweise beim Anblick einer Stubenfliege auf einer gewundenen Skulptur: Die Fliege kann da unendlich weit laufen.

Die Ausstellung ist bis 24. Juli geöffnet: Montag bis Mittwoch: 14 bis 17 Uhr; Donnerstag und Freitag 10 bis 12 Uhr, Sonn- und Feiertage 14 bis 17 Uhr. Die Künstler sind sonntags, 15 bis 17 Uhr, anwesend.

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