Kurz bevor das Kindergeschäft in der Johannisstraße geschlossen hat, erlebte ich einen enttäuschten Chef. Er beklagte, dass sich Saarbrücker immer darüber beschweren, dass das Stadtbild nur noch von großen Ketten dominiert sei, aber bei der Unterstützung von kleinen und privaten Geschäften hapere es dann. Bei dem Gespräch hielt ich in meiner rechten Hand eine Tüte des schwedischen Textilriesen, in der linken ein "Caffè Latte" aus der amerikanischen Kaffeekette. Ein schlechtes Gewissen hatte ich dennoch nicht. Warum? Der junge Theker in der Kaffeebar hatte mir erzählt, dass er mit dem Job sein Studium finanziert und bei dem schwedischen Textilriesen arbeitet seit Jahren die Cousine meines Freundes. Ich freue mich auch, dass eine irische Modekette angekündigt hat, eine Filiale im ehemaligen Sinn-Leffers-Haus zu eröffnen. Bei den Iren gibt's nicht nur trendige Mode, sondern bestimmt viele Nebenjobs für unsere Studenten. Vor zwei Wochen eröffnete in der Diskonto-Passage ein "Tea Shop". Ähnlich wie bei der amerikanischen Kaffeekette bekommt man hier in großen Bechern Getränke zum Mitnehmen. Es gibt auch "Kaffee to go", aber das Hauptaugenmerk liegt auf Tee. 60 Sorten, mal warm, mal kalt, mit frischen Früchten oder bunten Perlen werden hier im Espressoverfahren in die Becher geschossen. Der größte Unterschied zur Kaffeekette: Der Teeladen ist ein Saarbrücker Unternehmen. Dahinter stecken Thilo Nast und seine Freundin Vanessa Badziong. Auf die Idee kamen die jungen Saarbrücker in Taiwan, wo Teeshops ein Renner sind. Das Geschäft in Saarbrücken soll der Startschuss sein. Weitere Shops sollen deutschlandweit entstehen. Im Ruhrpott schauen sie sich bereits um. "Die ersten Tage haben unsere Erwartungen übertroffen", sagt Thilo. Jetzt heißt es: abwarten und viel Tee trinken. Ich würde mich freuen, wenn ich in Hamburg oder Berlin zwei Saarbrücker mit einem "Tea to go" unterstützen könnte.Sie wissen, wo ich in Saarbrücken Ideen im Becher bekomme? Dann mailen Sie mir an marijaherceg@gmx.de