Politiker zum Anfassen waren on tour

St Ingbert · Am vergangenen Freitag machte das Projekt Wahl-O-Mat on tour 2013 am Albertus-Magnus-Gymnasium Station. Die Abiturienten hatten die Möglichkeit, saarländischen Kandidaten aller Parteien auf den Zahn zu fühlen.

. Einige der 73 Zwölftklässler des Albertus-Magnus-Gymnasium und des Politikkurses der elften Klassen, bei denen der Wahl-O-Mat gestern Halt machte, schienen vor Beginn der Veranstaltung nicht zu wissen, was auf sie zukommt. Noch bevor die Politiker vorgestellt wurden, rechnete zumindest ein Veranstaltungsgast mit einem "richtigen Machtkampf". Auch wenn dieser, der sachlichen Argumentation sei dank, ausblieb, sollte diesem Schüler aber am Ende der Diskussion klar gewesen sein, was der Unterschied zwischen Linken und Grünen ist. Die anfängliche Unwissenheit sei dem Umstand der Jugend geschuldet und damit der Tatsache, dass noch nicht alle wahlberechtigt sind.

Wilhelm Offermanns von der Arbeitskammer des Saarlandes betonte, dass eine solche Form der Vorstellung von Parteiprogrammen, wie sie der "Wahl-O-Mat on tour" bietet, bundesweit einmalig ist. Die Präsentation sei geeignet, Politiker und Schüler zusammenzubringen und durch die Reaktion der einzelnen Parteirepräsentanten auf 24 ausgewählte Thesen zu zeigen, wie sich die Parteien durch ihre verschiedenen Politikfelder unterscheiden. Diese Diskussionsreihe funktioniere aber nur, "wenn wir richtige Politiker da haben". Christoph Roth (CDU), in Vertretung von Alexander Funk, David Lindemann (SPD), Thomas Lutze (Linke), Barbara Meyer (Bündnis 90/ Die Grünen), Thorsten Eich (FDP) und Jan Niklas Fingerle (Piraten) bekamen dann unter anderem Fragen zum Spitzensteuersatz, reguliertem Strompreis, Tempolimit, Maut, Flüchtlingspolitik oder auch der Verstaatlichung von Banken gestellt, die sie gemäß ihrem Parteienprogramm beantworteten. Um das Wichtigste dieser Thematik auf den Punkt zu bringen, hatte jeder Politiker "seine" Frage in jeweils einer Minute zu beantworten. Vertreter der anderen Lager konnten sich nur durch den Einsatz eines Jokers einschalten. Man respektierte sich, ließ den jeweils anderen seine Ausführungen ohne Unterbrechung zu Ende bringen und stimmte dem anderen auch schon mal zu. Da hatten die Schüler später keine Scheu mehr, ihre Fragen zu Mindestlohn oder Frauenquote in Führungsetagen zu stellen, nachdem Georg Vogel vom Landesjugendring die Diskussionsrunde mit einem "Feuer frei" eröffnet hatte. Hier zeigten sich die Politiker von ihrer lockeren Seite, so dass ein Schüler schon überspitzt vom Polit-Kabarett sprach. Lehrer hatten mit ihren Fragen keine Chance, denn "heute gehen die Schüler vor", wie Vogel betonte. Am Ende fühlten sich die meisten gut informiert und hatten wohl gemerkt, dass Politik auch spannend sein kann.

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