In Konkurrenz zur Landeshauptstadt

Neunkirchen · Mit der Gebläsehalle hat Neunkirchen sein Renommee als Veranstaltungsort gestärkt. Damit die roten Zahlen, die eine solche Spielstätte zwangsläufig mit sich bringt, im Zaum gehalten werden können, sind mit Beginn des Jahres 2015 die Miettarife erhöht worden.

 Ein Highlight des Jahres 2014 war in Neunkirchen das Musical „Falco meets Mercury“. Nach seiner Uraufführung in der Gebläsehalle ging es auf internationale Tournee. Fotos: Hiegel (2)/Kulturgesellschaft

Ein Highlight des Jahres 2014 war in Neunkirchen das Musical „Falco meets Mercury“. Nach seiner Uraufführung in der Gebläsehalle ging es auf internationale Tournee. Fotos: Hiegel (2)/Kulturgesellschaft

Seit etwas mehr als zwei Jahren stärkt die "Neue Gebläsehalle" die Position Neunkirchens als Anziehungspunkt für kulturelle Veranstaltungen, Tagungen, Messen und Firmen-Events. Darüber hinaus ist sie unverzichtbarer Veranstaltungsort für einheimische Vereine und Organisationen, Schulen und die Stadt selbst. 2013, im ersten Jahr der Bespielung, bevölkerten nach Angaben der Stadt bei 125 Veranstaltungen 65 000 Besucher die Gebläsehalle, 2014 waren es dann 70 000 Besucher bei 113 Veranstaltungen. Für das angebrochene Jahr geht der Chef der Kultur GmbH, Uwe Wagner, in etwa von derselben Größenordnung aus wie im vergangenen Jahr.

Die zweitgrößte Stadt des Landes sieht sich damit in die erste Liga der saarländischen Veranstaltungshallen aufgerückt. "Unser Anspruch ist es, im unmittelbaren Wettbewerb mit der Saarbrücker Congresshalle zu stehen", betont Oberbürgermeister Jürgen Fried .

Klar ist, dass sich die Stadt dieses Renommee etwas kosten lassen muss. Abgesehen von den 6,3 Millionen Euro , die die Herrichtung des alten Industriegemäuers zur modernen Spielstätte gekostet hat, ist eine solche Halle in kommunaler Trägerschaft stets ein Zuschussbetrieb. Für 2013, dem ersten Jahr des Vollbetriebs, hatte man vorsichtig mit einem Defizit von knapp 300 000 Euro kalkuliert. Was dann mit einem Minus von 181 000 Euro deutlich untertroffen wurde. Dank der guten Auslastung der Gebläsehalle und funktionierenden Sponsorings wurden 2014 die roten Zahlen voraussichtlich nahezu halbiert (Haushaltsansatz: rund 94 000 Euro ). Das würde einen Kostendeckungsgrad von knapp 73 Prozent für den Betrieb der Halle bedeuten.

Selbiges soll auch für 2015 gelten. Allerdings muss dies wegen gestiegener Kosten, beispielsweise für Energie, über höhere Mieten abgesichert werden. Dazu hat Uwe Wagner eine neue Tarifstruktur ausgearbeitet, die im Dezember vom Stadtrat mit großer Mehrheit (die Linke stimmte dagegen) verabschiedet worden ist (siehe "Auf einen Blick"). Sie soll die Miteinnahmen in diesem Jahr gegenüber dem Niveau von 2013 um etwa 50 000 Euro und demjenigen von 2014 um etwa 80 000 Euro verbessern.

Hier wird der Anspruch, sich an der Congresshalle zu messen, deutlich. Ein Unternehmen oder ein privater Mieter muss in Saarbrücken eine Tagesmiete von 2500 Euro hinblättern, Neunkirchen bleibt mit 2300 Euro leicht darunter. Der etwas größeren Kapazität, dem umfangreicheren Angebot an Nebenräumen und dem Standort Landeshauptstadt bei der Congresshalle, könne man bei der Gebläsehalle ein "deutlich umfangreicheres" Angebot bei Technik und Möblierung und ein "wesentlich unkomplizierteres Handling" entgegensetzen, argumentiert das Neunkircher Rathaus.

Im Vergleich der beiden ersten Betriebsjahre der Gebläsehalle zeigt sich auch, dass sich noch einiges einpendeln muss. So ist die Tatsache, dass 2014 die Mieteinnahmen gegenüber 2013 um rund 30 000 Euro geschrumpft sind, unter anderem damit zu erklären, dass die Kulturgesellschaft mit ihrem Angebot in eine günstigere Tarifklasse aufgerückt ist. Unabhängig davon ist in der "lukrativsten" Mietklasse III aber das Interesse der Privatinteressenten von 41 auf 18 Buchungen zurückgegangen. Hier solle "überlegt werden, durch welche Maßnahmen wir gegensteuern können", heißt es von Seiten der Verantwortlichen.

Die Preise saarländischer Veranstaltungsorte seien wegen der unterschiedlichen Infrastruktur schwer zu vergleichen, heißt es zusammenfassend. Auch verzerrten Rabatte aus politischen und marktpolitischen Gründen mitunter das Bild. Am ehesten sei die Neunkircher Gebläsehalle aber mit dem großen Saal der Saarbrücker Congresshalle vergleichbar.

Zum Thema:

Auf einen BlickDie Nutzungsentgelte für die Gebläsehalle sind in drei Stufen unterteilt. "Tarif I" gilt für Neunkircher Vereine, Organisationen und Schulen sowie die Stadt selbst. Sie zahlen ab 2015 ein Tagesentgelt von 460 Euro (bisher 500 Euro ). Der "Tarif II" gilt für auswärtige Vereine und Organisationen sowie die Kultur GmbH. Hier werden für die Gesamthalle 1150 Euro (bisher 1000 Euro ) fällig. Beim "Tarif III" für alle anderen Mieter sind jetzt 2300 Euro für die Gesamtnutzung zu zahlen.Allerdings ist in allen Tarifstufen die günstigere Anmietung einer reduzierten Kapazität (600 Sitzplätze) oder lediglich des Foyers für kleinere Veranstaltungen künftig nicht mehr möglich. Mehrfachbucher können die Mietpreise je nach Dauer und Häufigkeit mit gestaffelten Rabatten von zehn oder 20 Prozent erheblich drücken.

 Bis zu 1000 Sitzplätze bietet der Innenraum der Gebläsehalle.

Bis zu 1000 Sitzplätze bietet der Innenraum der Gebläsehalle.

Zum Thema:

HintergrundNach knapp zweijährigem Umbau ist die Gebläsehalle mit einer Kapazität von 1000 Sitzplätzen (bei Bedarf 2000 Stehplätzen) am 30. November 2012 eröffnet worden. Sie kann mit mobilen Elementen abgeteilt werden. Schwerpunkt der Nutzung sollen die Aufführungen des Neunkircher Musicalprojekts, die Veranstaltungen der Neunkircher Kulturgesellschaft sowie die Eigenproduktionen der in Neunkirchen ansässigen Produktionsgesellschaft "Aura Entertainment" sein. Die Stadt Neunkirchen tritt als Vermieter auf und muss für die Einnahmen aus der Vermietung an Private Umsatzsteuer zahlen.

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