Mit dem Sektglas in der Hand in die Abwärtsspirale

Sulzbach. Jeden kann es treffen, das Schicksal, den Arbeitsplatz zu verlieren und bei Hartz IV zu landen. Der in Sulzbach lebende Autor und freiberuflich Schaffende Wolfgang J. Willems hat mit seinem Erstlingswerk "Der Abstieg" ein beklemmendes und realitätsnahes Szenario nachgezeichnet, das jeden nachdenklich stimmen müsste

 Mit "Der Abstieg" über den Dächern: Wolfgang J. Willems mit seinem Roman. Foto: Iris Maurer

Mit "Der Abstieg" über den Dächern: Wolfgang J. Willems mit seinem Roman. Foto: Iris Maurer

Sulzbach. Jeden kann es treffen, das Schicksal, den Arbeitsplatz zu verlieren und bei Hartz IV zu landen. Der in Sulzbach lebende Autor und freiberuflich Schaffende Wolfgang J. Willems hat mit seinem Erstlingswerk "Der Abstieg" ein beklemmendes und realitätsnahes Szenario nachgezeichnet, das jeden nachdenklich stimmen müsste. Noch feiert Willems' Hauptfigur "Andreas Pitz" mit seiner Gattin in großem Stil das Neujahrsfest in einem stadtbekannten Nobelhotel am Deutsch-Französischen Garten. Doch schon bald ziehen dunkle Wolken auf. Die Firma, in der Pitz als Abteilungsleiter arbeitet, verlegt aus Kostengründen einen Teil der Produktion nach Polen. Pitz wird arbeitslos. Wider Erwarten findet der Ingenieur keine neue Anstellung. Ein Jahr später werden die Hartz-IV-Gesetze eingeführt, Pitz hat immer noch keinen Arbeitsplatz. Die schleichende Spirale abwärts, das Bangen um die finanzielle Sicherheit und die zahllosen Bemühungen um eine Beschäftigung erzählt Willems ohne Pathos, dafür aber sehr detailliert und kenntnisreich. Aus vielen Einzelschicksalen hat er die Geschichte der Familie Pitz "erfunden" - eine Geschichte des Abstiegs, wie sie viele erlebt haben und heute noch erleben. Und das kann ganz schnell gehen. "Stellen Sie sich vor, er arbeitet bei Opel, sie bei Karstadt, beide werden arbeitslos. Das Arbeitslosengeld wird nur ein Jahr gezahlt - und schon ist die Familie bei Hartz IV." Ob es wirklich gerecht sei, dass einer, der jahrelang in die Arbeitslosenversicherung einzahlt und dann nur ein Jahr Arbeitslosengeld erhält, zweifelt Willems an und richtet in "Der Abstieg" den kritischen Blick vor allem auf die Gesetzeslage und auf ein System, in dem man mehr fürs Nichtstun bekomme, wie er meint. "Diejenigen, die das System ändern können, sollten das Buch lesen," wünscht sich Willems, der für eine staatliche Grundsicherung plädiert, zu der man unbegrenzt dazu verdienen kann, zu der man aber keinerlei weitere Unterstützung mehr bekommt. Darüber lohnt es sich nachzudenken -- während man vom Abstieg des Herrn Pitz liest. kjsWolfgang J. Willems: "Der Abstieg", erschienen im Digitalverlag Großrosseln, ISBN 3-936983-42-9.

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