Jaenna fliegt zu den Delfinen

Orscholz. Orscholzer machten es vor, und viele Menschen aus dem Saarland folgten ihrem Beispiel und spendeten. Nun ist es endlich soweit: Es wurde genug Geld gesammelt, um die Delfintherapie für Jaenna zu bezahlen. Denn die Fünfjährige ist Autistin. Erst mit drei Jahren lernte sie laufen, und bis heute hat sie noch kein einziges Wort gesprochen

Orscholz. Orscholzer machten es vor, und viele Menschen aus dem Saarland folgten ihrem Beispiel und spendeten. Nun ist es endlich soweit: Es wurde genug Geld gesammelt, um die Delfintherapie für Jaenna zu bezahlen. Denn die Fünfjährige ist Autistin. Erst mit drei Jahren lernte sie laufen, und bis heute hat sie noch kein einziges Wort gesprochen. Die zweiwöchige Therapie auf Curaçao in der Karibik kann Jaenna natürlich nicht vom Autismus befreien. Allerdings kann sie positiven Einfluss auf ihre Entwicklung haben. Die größte Hoffnung der Familie ist, dass das Mädchen mit Hilfe der Therapie beginnt, zu reden. Doch die kostet 12 000 Euro - Geld, das die vierköpfige Familie nicht aufbringen kann. Darum bat die Mutter die Erzieherinnen von Jaennas Kindergarten in Orscholz um Unterstützung. Schnell kam eine Idee auf, wie das Geld gesammelt werden konnte: Die Kinder malten, bastelten, werkelten rund um das Thema Delfine, die Arbeiten wurden anschließend verkauft. Die Spendenaktion sprach sich herum und schnell fanden sich noch viele andere freiwillige Helfer. Vereine aus Orscholz und Umgebung beteiligten sich, ein Benefizkonzert fand statt, und in vielen Geschäften standen Sammeldosen bereit. Die Spendenaktion wurde mit einem großen Benefizfest im Orscholzer Märchenpark abgeschlossen mit Bastelworkshops, Geschicklichkeitsspielen, einer Clown-Show und vielem mehr. Vor allem die Kletterwand des THW stieß bei den Kindern auf große Begeisterung. Kaffee und Kuchen wurden von freiwilligen Helfern beigesteuert, Würstchen, Brötchen und Bier von verschiedenen Betrieben der Umgebung. Die Lose der großen Tombola waren rasend schnell ausverkauft. Ein Höhepunkt des Festes war die Bekanntgabe des bisherigen Spendenstandes: Über 23 000 Euro wurden bis zu diesem Zeitpunkt auf die beiden Konten eingezahlt - eine Summe, mit der Familie Eider-Maas nie gerechnet hätte. Das Fest brachte noch einmal 4000 Euro ein, insgesamt wurde also mehr als doppelt so viel Geld wie benötigt eingenommen. Doch die Spendenaktion stieß nicht nur auf Begeisterung. "All jenen, die wir mit unserer Aktion verärgert haben, möchte ich sagen, dass ich sehr wohl weiß, dass meine Tochter nicht das einzige kranke Kind auf der Welt ist", äußert sich Tina Eider-Maas dazu. "Aber ich kann nun mal nur für mein Kind sprechen. Und ich hoffe, ich habe anderen Eltern mit ähnlichen Problemen gezeigt, dass sie den Schritt an die Öffentlichkeit wagen können." Ob das übrige Geld in eine zweite Delfintherapie investiert wird, steht noch nicht fest. Die Familie möchte abwarten, wie Jaenna die Therapie empfindet. "Ich hoffe, ich habe anderen Eltern mit ähnlichen Problemen gezeigt, dass sie den Schritt an die Öffentlichkeit wagen können."Tina Eider-Maas

Auf einen BlickUnter Fachleuten besteht Uneinigkeit über das Wesen des Autismus. Von manchen wird er als tiefgreifende Entwicklungsstörung klassifiziert, andere beschreiben ihn als abweichenden Informationsverarbeitungsmodus, der sich durch Schwächen in sozialer Interaktion und durch stereotype Verhaltensweisen auszeichnet. Unterschieden wird vor allem zwischen dem Frühkindlichen Autismus und dem sogenannten Asperger-Syndrom. Der frühkindliche Autismus führt zu vielfältigen Behinderungen, besonders im Bereich der Entwicklung, des Sozialverhaltens, der Wahrnehmung und der Kommunikation. Mittlerweile hat sich die noch in den 60er Jahren weit verbreitete Annahme, Autismus würde durch fehlende mütterliche Wärme ausgelöst, als falsch herausgestellt. Es wird vermutet, dass Autismus genetisch bedingt ist. Welche Gene allerdings genau für die Symptome verantwortlich sind, ist noch unbekannt. ian

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