Klima-Bewegte rufen neue Ziele aus

St. Ingbert. Adam Schmitt ist kein Freund kleiner Worte. Vor zehn Jahren hatte er zur Gründung der Initiative "Solarstadt St. Ingbert" geäußert, die Kommune solle zur Hauptstadt der Sonnenstrom-Freunde werden. Sogar eine Solarfassade für das Rathaus war seinerzeit im Gespräch. Ganz so prächtig ist es zwar nicht gekommen

St. Ingbert. Adam Schmitt ist kein Freund kleiner Worte. Vor zehn Jahren hatte er zur Gründung der Initiative "Solarstadt St. Ingbert" geäußert, die Kommune solle zur Hauptstadt der Sonnenstrom-Freunde werden. Sogar eine Solarfassade für das Rathaus war seinerzeit im Gespräch. Ganz so prächtig ist es zwar nicht gekommen. Andere Kommunen wie Merzig, Kirkel oder Gersheim sind in Sachen Photovoltaik enteilt, wie dem Forum Solarbundesliga zu entnehmen ist, und die güldene Fassade des Verwaltungssitzes produziert keinen Strom, sondern höchstens Ärger - die Klappläden wurden bis heute nicht in Gänze angebracht. Aber in Sachen Klimaschutz hat sich doch einiges bewegt in den zehn Jahren. Adam Schmitt sieht die Initiative als einen Impulsgeber für vieles, was sich in der Folge entwickelt hat. Er erinnert an die Anfänge: "Wir hatten das damals über die lokale Agenda initiiert." Mitstreiter verschiedener Parteien seien gewonnen worden, um das Thema in die Köpfe zu bekommen. Nach der Energieinitiative "Solarstadt St. Ingbert" gründete sich Anfang 2008 eine Bürger-Solargenossenschaft, im vergangenen Jahr ist dann Solarstadt-Mitstreiter Rainer Lichius mit einem neuen Bürger-Verein "Erneuerbare Energien in der Biosphärenregion Bliesgau" aktiv geworden.

Daneben hat die "Energiestudie 2020" für eine Datengrundlage in St. Ingbert gesorgt und verschiedene Empfehlungen ausgesprochen, die teilweise schon umgesetzt worden sind. "Wir haben Druck gemacht", lobt Schmitt das Engagement der Umweltbewegten in der St. Ingberter Initiative. Dieser Druck hat nach seiner Einschätzung auch dazu beigetragen, dass die Stadtwerke St. Ingbert auf den Zug Erneuerbare Energien aufgesprungen sind. Der kommunale Energieversorger hat mittlerweile einige große Solaranlagen gebaut - unter anderem im Innovationspark Am Beckerturm und er investiert auch in Windparks. Die Sonnenstromwerke auf Privat- und Firmendächern haben heute eine Leistung von über 8000 Kilowatt (Spitzenleistung bei optimalen Bedingungen), womit sich Strom erzeugen lässt für rund 2200 Modellhaushalte (3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch). Das Blockheizwerk auf dem Drahtwerk-Nord-Areal - ein weiteres Klimaschutzprojekt - hat bereits Leitungen bis zur Baumwollspinnerei und den Albertus-Magnus-Schulen, damit diese Komplexe künftig mit umweltfreundlicher Wärme versorgt werden. Auch an das Konjunkturprogramm II erinnert Schmitt, mit dessen Zuschüssen einige St. Ingberter Schulen energetisch saniert worden sind. Schmitt: "Das Ergebnis nach zehn Jahren Energieinitiative ist, dass sehr viel geschehen ist."

Und es soll weitergehen. Rainer Lichius sagt zu dem neu gegründeten Bürgerverein: "Wir wollten damit eine neue Basis finden." Die Biosphäre ist jetzt die Spielwiese, in der die Aktiven Projekte zum Umwelt- und Klimaschutz umsetzen wollen. Ziel sei eine Genossenschaft, in der Bürger selbst am Gewinn aus erneuerbaren Energien partizipieren können. Die Biosphäre stelle schließlich eine Modellregion dar. "Es soll darin experimentiert werden", sagt Lichius. Die Energie-Genossenschaft ist seiner Meinung nach das richtige Betätigungsfeld, um den Biosphärengedanken, Mensch und Umwelt in Einklang zu bringen, zu leben.

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