Die offene Zukunft der Hochschulen

Saarbrücken. Große Debatten sind eine Frage der Inszenierung. Und sie brauchen Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten. Der Landtag hat sich gestern bei der Regierungserklärung von Wissenschaftsminister Christoph Hartmann (FDP) darauf geeinigt, dass nur die einfache Redezeit angewendet wird

 Mitunter in sich gekehrt: Wissenschaftsminister Christoph Hartmann gestern im Landtag, wo er erklärte, dass die Hochschulen aktuell gut ausgestattet seien. Fotos: Dietze

Mitunter in sich gekehrt: Wissenschaftsminister Christoph Hartmann gestern im Landtag, wo er erklärte, dass die Hochschulen aktuell gut ausgestattet seien. Fotos: Dietze

Saarbrücken. Große Debatten sind eine Frage der Inszenierung. Und sie brauchen Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten. Der Landtag hat sich gestern bei der Regierungserklärung von Wissenschaftsminister Christoph Hartmann (FDP) darauf geeinigt, dass nur die einfache Redezeit angewendet wird. Das lag einerseits an der langen Tagesordnung: Die Parlamentarier diskutierten gestern bis in den späten Abend. Andererseits mag es aber ein Indiz dafür sein, dass es noch Zeit braucht, bis es zur eigentlichen Auseinandersetzung um die Zukunft der Hochschulen kommen wird.

Hartmann selbst stieß in seiner Erklärung diese Diskussion lediglich an, als er auf die Zeit nach 2013 zu sprechen kam. Dann werden die Haushalte der Universität des Saarlandes (rund 17 500 Studenten) und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (etwa 4800 Studenten) auslaufen. Bis dahin erhalten die Hochschulen in den kommenden drei Jahren 35,4 Millionen Euro zusätzlich, plus die Ausgleichszahlungen für die weggefallenen Studiengebühren von 12,5 Millionen Euro pro Jahr. Zumindest für die Uni signalisierte Hartmann gestern aber, dass nach 2013 weniger Geld zur Verfügung stehen dürfte, während sowohl Uni als auch HTW mit steigenden Studierendenzahlen rechnen müssten. Hartmann forderte als Folge, keine verengte Diskussion über die "Landeskinder-Uni" - also der Hochschule die Lehrer, Ärzte und Politiker fürs Land ausbildet - und dem anderen Extrem, der reinen Forscheruni. "Wir müssen in realistischem Maß beides wollen", sagte er.

Der Minister sprach gestern nicht nur in Richtung der Abgeordneten, sondern immer wieder zu den Zuhörerplätzen - dort wo unter anderen HTW-Rektor Wolfgang Cornetz und Uni-Präsident Volker Linneweber saßen.

Linneweber und Cornetz machten nach der Debatte die Entwicklung der Hochschulen als wesentlichen Punkt aus. "Wir brauchen einen langfristigen und übergreifenden Hochschulentwicklungsplan", sagten sie einstimmig. Alle Beteiligten müssten in ein Boot. Zu ihren nächsten Aufgaben zählten beide die Arbeit an einem hochschulübergreifenden Promotionskolleg, das Hartmann als Neuerung vorstellte.

Eine inhaltliche Gestaltung, die über die kommenden Haushaltsjahre hinausgeht, forderte auch die Opposition. SPD-Fraktionsvize Ulrich Commerçon und Linken-Bildungspolitikerin Barbara Spaniol vermisssten das Zukunftsweisende. "Das ist zu wenig für eine Regierungserklärung", wertete Commerçon.

Keiner der Abgeordneten verwendete die knappe Redezeit darauf, die Regierungserklärung als Aufbauhilfe für den Politiker Christoph Hartmann zu charakterisieren, der sich nach Querelen als FDP-Landeschef zurückzieht. Ein SPD-Abgeordneter tat das erst nach der Debatte. Er erklärte die auffällige Zurückhaltung: "Wenn einer am Boden liegt, soll man nicht noch zutreten." "Wir müssen in realistischem Maß beides wollen."

Wissenschaftsminister Hartmann zur Frage, ob die Universität Landeskinder- oder Spitzenuni sein soll

 HTW-Rektor Wolfgang Cornetz (l.) und Uni-Präsident Volker Linneweber auf der Gästetribüne im Landtag.

HTW-Rektor Wolfgang Cornetz (l.) und Uni-Präsident Volker Linneweber auf der Gästetribüne im Landtag.

 Mitunter in sich gekehrt: Wissenschaftsminister Christoph Hartmann gestern im Landtag, wo er erklärte, dass die Hochschulen aktuell gut ausgestattet seien. Fotos: Dietze

Mitunter in sich gekehrt: Wissenschaftsminister Christoph Hartmann gestern im Landtag, wo er erklärte, dass die Hochschulen aktuell gut ausgestattet seien. Fotos: Dietze

 HTW-Rektor Wolfgang Cornetz (l.) und Uni-Präsident Volker Linneweber auf der Gästetribüne im Landtag.

HTW-Rektor Wolfgang Cornetz (l.) und Uni-Präsident Volker Linneweber auf der Gästetribüne im Landtag.

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