Dialog zwischen Kunst und Natur

Tholey. Der Schaumberg hat sich verändert. Das ist schon von weitem sichtbar: Nähert man sich von Alsweiler kommend dem saarländischen Hausberg, fällt ein künstlicher Gegenstand in signal-orange ins Auge, der auf halber Höhe mitten im Laubwald installiert wurde

 Der Niederländer Henk Nuwenhoud, der auf der Eröffnungsfeier musizierte, spielt unter dem "Tholeyit am Schaumberg", einer Installation von Stefan Kuberek aus Berschweiler. Foto: Thorsten Grim

Der Niederländer Henk Nuwenhoud, der auf der Eröffnungsfeier musizierte, spielt unter dem "Tholeyit am Schaumberg", einer Installation von Stefan Kuberek aus Berschweiler. Foto: Thorsten Grim

Tholey. Der Schaumberg hat sich verändert. Das ist schon von weitem sichtbar: Nähert man sich von Alsweiler kommend dem saarländischen Hausberg, fällt ein künstlicher Gegenstand in signal-orange ins Auge, der auf halber Höhe mitten im Laubwald installiert wurde. Der leuchtende Blickfang auf dunklem Grün ist Teil eines Projektes, das am vergangenen Wochenende der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und den Namen "Gipfelkunst am Schaumberg" trägt. Zehn Künstler haben unter diesem Motto ihre Objekte und Skulpturen entlang des Herzweges installiert, die einen Dialog zwischen Kunst und Natur erlauben sollen. Der Herzweg, der auf etwa 500 Höhenmetern rund um den Schaumberg führt, ist von Menschenhand geschaffen, wurde künstlich angelegt. Aber ist er deshalb Kunst? Die Antwort könnte ja lauten. Denn schließlich wird als Kunst bezeichnet, was Menschen aus sich heraus hervorbringen, um Seele und Geist zu erbauen. Und wer will behaupten, dass ein Spaziergang auf dem 2,8 Kilometer langen Herzweg mit seinen Fernsichten und den Kraftpunkten nicht erbaulich wirkt? Die Antwort könnte aber auch nein lauten. Denn wer glaubt schon ernstlich, dass ein Wanderweg, fügt er sich auch noch so schön in die Landschaft ein, Kunst im eigentlichen Sinne ist? Es bleibt also, wie es schon immer war: Über Kunst lässt sich streiten. Fakt ist jedoch, dass sich der Schaumberg in eine Freiluft-Galerie verwandelt hat, und der Herzweg die einzelnen Kunstwerke miteinander verbindet. Bei der offiziellen Eröffnung der Galerie unter freiem Himmel lobte der Tholeyer Bürgermeisterin Herrmann Josef Schmidt vor allem die Initiatorin, Heidrun Günther aus Tholey. Ohne deren Einsatz wäre dieses Projekt, das die Gemeinde Tholey gemeinsam mit dem Bundesverband Bildender Künstler (BBK) Saarland verwirklicht hat, wohl nie zustande gekommen. Übrigens hat Günther auch den "Kopf der roten Stecknadel im Schaumberg", wie Schmidt das eingangs erwähnte und weithin sichtbare Kunstwerk nannte, geschaffen. Die Installation Günthers, die auf einem vier Meter langen Rohr befestigt ist, heißt allerdings nicht Stecknadelkopf, sondern "fern-seh-Sessel". "In schwebender Höhe symbolisiert dieser Sessel einen Ort, der auf einem gedanklichen Höhenflug den Blick in die Ferne richtet, der die Vielfalt und Schönheit der Landschaft vor Augen führt", erklärt die Künstlerin ihr Werk.Der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald, dessen Amt laut Schmidt die Freiluftgalerie nicht nur wohlwollend unterstützt, sondern auch finanziell und ideell begleitet hat, stellte sich vor, wie es wäre, "auf diesem tollen roten Sessel Platz zu nehmen". Zum Gesamt-Projekt meinte Recktenwald: "Das ist der Gipfel: Gipfelkunst am Schaumberg. Das Projekt zeigt, dass es gelingen kann, von der Natur Geschaffenes und von Menschen Geschaffenes zusammenzubringen." Ähnlich äußerte sich der Kunsthistoriker Michael Jähne, der die zahlreich erschienen Kunstinteressierten nach den verschiedenen Redebeiträgen zu einem Rundgang durch die Galerie einlud: "Die Arbeiten der Gipfelkunst (...) zeigen das Wechselspiel von Menschenwerk und Naturgewalt als Geben und Nehmen, Streit und Versöhnung, als Kräftemessen gegeneinander und als fruchtbares Zusammenfließen." Info: Tholeyer Rathaus, Telefon (06853) 508 14.

Auf einen BlickAn der Gipfelkunst haben mitgewirkt: Heidrun Günther (Tholey), Martin Heuer und Werner Spengler (Saarbrücken), Anni Kenn-Fontaine (Saarlouis), Max Kohn (Ozerailles, Frankreich), Stefan Kuberek (Berschweiler), Inga Rusz (Hamburg), Maryse Linster (Hellendorf), Claudia E. Schmidt (Namborn) sowie Dörte Rathje (Hamburg).Das gemeinsame Projekt der Gemeinde Tholey und der BBK Saarland wird wohl - anders als zunächst angekündigt - ein Dauerprojekt. Geführte Rundwanderungen werden am Sonntag, 21. September, Mittwoch, 15. Oktober, sowie Sonntag, 19. Oktober, angeboten. Danach jeden ersten Sonntag im Monat. tog

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