Bouillon: Wir fahren heute die Ernte jahrzehntelanger Arbeit ein

Herr Bouillon, die Kommunen klagen landauf, landab über sinkende Einnahmen und können ihre Haushalte nicht ausgleichen. Was ist in St. Wendel anders?Bouillon: Wir fahren heute die Ernte jahrzehntelanger Arbeit ein. Über 700 Betriebe und Dienstleister haben sich in den vergangenen 25 Jahren hier angesiedelt und 6000 neue Arbeitsplätze gebracht

Herr Bouillon, die Kommunen klagen landauf, landab über sinkende Einnahmen und können ihre Haushalte nicht ausgleichen. Was ist in St. Wendel anders?Bouillon: Wir fahren heute die Ernte jahrzehntelanger Arbeit ein. Über 700 Betriebe und Dienstleister haben sich in den vergangenen 25 Jahren hier angesiedelt und 6000 neue Arbeitsplätze gebracht. Bestehende Unternehmen haben sich ausgedehnt und ihre Belegschaften aufgestockt. Das bedeutet für die Stadt ständig steigende Gewerbesteuereinnahmen. Dafür hat die Stadt nicht nur Gewerbegebiete erschlossen, sondern wir haben auch ein Umfeld geschaffen, in dem sich Unternehmer wohlfühlen. Wir haben nicht auf Anfragen gewartet, sondern Ideen entwickelt, Interessenten gesucht, Wege geebnet, Hürden beseitigt. Wir haben Unternehmern das Risiko in St. Wendel zu investieren und hier Arbeitsplätze zu schaffen, schmackhaft gemacht. Das zahlt sich jetzt aus. Neue Arbeitsplätze gibt es auch in anderen Städten. Trotzdem hat sie die Konjunkturkrise getroffen.Bouillon: In St. Wendel haben wir einen gesunden Mix. Nicht alle Unternehmen leiden gleichermaßen unter der weltweiten Krise. Dazu kommt, dass der Dienstleistungsbereich stark gewachsen ist. Rund 2000 der neuen Arbeitsplätze sind dort entstanden. Die Kreisstadt ist zum Dienstleistungszentrum geworden. Das bringt Menschen und Umsatz in die Stadt. Mit der Organisation sportlicher Großveranstaltungen, Weihnachts- und Ostermärkten leistet die Stadt einen wichtigen Beitrag, sich und den Landkreis weit über die Grenzen des Landes, im Radsportbereich sogar europa- und weltweit, bekannt zu machen. Sportler, Betreuer, Zuschauer und Besucher kommen her, übernachten, versorgen sich in der Region. Auch das stärkt die Wirtschaftskraft.Wie sehen Sie St. Wendel heute?Bouillon: St. Wendel hat sich eindeutig zum Motor des gesamten Landkreises entwickelt. Dank dieses Motors steht der Landkreis St. Wendel auf Platz eins im Saarland, schneidet in vielen Bereichen auch bundesweit hervorragend ab. So zu arbeiten, dass alle Bürger im Landkreis davon profitieren, das ist die Aufgabe einer Kreisstadt - und die hat St. Wendel übernommen. Die Kreisstadt teilt ihren wirtschaftlichen Erfolg mit allen anderen Kreisgemeinden. Deutlich sichtbar wird das an der Kreisumlage. Mit insgesamt rund 44,5 Millionen Euro finanzieren die Gemeinden in diesem Jahr den Landkreis und seine Aufgaben. Dazu steuert St. Wendel allein etwas über 15 Millionen Euro bei. Die Stadt profitiert aber auch von den Aktivitäten des Landkreises. So wird das neue Feriendorf am Bostalsee kräftigen neuen Schub für die Kreisstadt bringen.Was sind die Aufgaben der Zukunft, wo sehen Sie Chancen?Bouillon: Wir müssen uns weiter anstrengen. Stärker noch als in der Vergangenheit werden wir an den so genannten weichen Faktoren arbeiten. Um sich weiterentwickeln zu können, brauchen die Betriebe in unserer Stadt Führungskräfte und hoch qualifizierte Mitarbeiter. Die schauen nicht nur aufs Gehalt. Sie kommen nach St. Wendel, wenn ihnen das, was ihnen und ihrer Familie hier geboten wird, zusagt. Sport- und Kulturveranstaltungen, Schulen, gute Gastronomie, Rad- und Wanderwege, Golfplatz und vieles mehr - unser Angebot ist gut. Aber die Konkurrenz schläft nicht. So müssen wird etwa Trends vor den anderen erkennen und in Aktionen umsetzen. So wird es mit St. Wendel weiter aufwärts gehen.

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