Saargummi produziert weiter

Wadern. "Die Leute haben wieder Hoffnung", fasste der Saargummi-Betriebsratsvorsitzende Arno Dühr am Samstag nach der Betriebsversammlung die Stimmung in der Belegschaft zusammen. Zuvor hatte er den Mitarbeitern die frohe Nachricht überbracht: "Wir produzieren weiter." Was ihm lang anhaltenden Applaus einbrachte

Wadern. "Die Leute haben wieder Hoffnung", fasste der Saargummi-Betriebsratsvorsitzende Arno Dühr am Samstag nach der Betriebsversammlung die Stimmung in der Belegschaft zusammen. Zuvor hatte er den Mitarbeitern die frohe Nachricht überbracht: "Wir produzieren weiter." Was ihm lang anhaltenden Applaus einbrachte. "Die Mitarbeiter haben keine Schuld an der Misere", so Dühr. Er sieht gute Chancen, den guten Ruf des Unternehmens schnell wieder herzustellen. Zuvor hatten die beiden Insolvenzverwalter Udo Gröner und Jean-Olivier Boghossian die Situation des Autozulieferers beschrieben und ihr weiteres Vorgehen skizziert. Es bestünden gute Aussichten, den Standort zu erhalten. "Die Insolvenzverwalter und die Politik haben uns zugesichert, dass kein Finanzinvestor mehr in das Unternehmen hereinkommt, sondern dass nach einem strategischen Investor gesucht wird", der an einem langfristigen Engagement interessiert sei, betonte Dühr. Aus der Landespolitik waren Wirtschaftsstaatssekretär Joachim Kiefaber (FDP) sowie mehrere Landtagsabgeordnete von CDU, SPD und Linke nach Wadern-Büschfeld zur Betriebsversammlung gekommen. Auch Kiefaber betonte, es bestünden gute Chancen, den Standort zu halten. Saargummi werde in der Autobranche als ein Juwel angesehen. Am vergangenen Freitag hatte die Saargummi GmbH, die Muttergesellschaft der gesamten Saargummi-Gruppe Insolvenz angemeldet, eine Woche zuvor die Büschfelder Autozuliefer-Sparte Saargummi Deutschland GmbH mit ihren 850 Mitarbeitern. Dühr macht vor allem Odewald & Compagnie, eine Beteiligungsgesellschaft des früheren Kaufhof-Chefs Jens Odewald, und das vom Eigner eingesetzte Management für den Niedergang des Unternehmens verantwortlich. "Wir waren 2007 noch Fabrik des Jahres in Deutschland", erinnerte der Betriebsratsvorsitzende an eine hohe Auszeichnung aus besseren Zeiten. "Die Geschäftsführung wurde auf der Betriebsversammlung ausgebuht", berichtete Dühr. "Die Mitarbeiter forderten lautstark: Die Chefs sollen raus." Vorerst würden die Geschäftsführer im Amt bleiben, sagte der Saarbrücker Rechtsanwalt Udo Gröner. Die Entscheidungshoheit haben aber die Insolvenzverwalter. Über das Insolvenzgeld seien die Gehälter bis Ende des Jahres gesichert. Die örtlichen Banken seien ihm sehr entgegen gekommen, kurzfristige Mittel für den Weiterbetrieb des Unternehmens bereitzustellen, sagte Gröner und nannte einen Betrag von 200 000 Euro.Heute verhandeln die Insolvenzverwalter mit den Hauptkunden, den Autobauern, die von Saargummi Dichtungen beziehen. Dabei gehe es darum, inwieweit BMW, Daimler, VW und Co. mehrere Millionen Euro an Liquidität zur Verfügung stellen, so Gröner. Damit soll der laufende Betrieb gesichert werden. Auch werde nach einer Lösung für die Zukunft der Saargummi-Gruppe gesucht. Boghossian hatte versichert, dass die Autobauer an einem Überleben des Büschfelder Unternehmens interessiert seien.

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