Ruhr-Triennale: Wüstensand im Bühnengetriebe

Saarbrücken. Es ist die zweite Runde von Willy Deckers Pilgerreisen zu den Welt-Religionen, die seine Intendanz der RuhrTriennale thematisch verbinden. Im Kulturhauptstadtjahr kreist alles um den Islam. Und die Eröffnung ist Chefsache

Saarbrücken. Es ist die zweite Runde von Willy Deckers Pilgerreisen zu den Welt-Religionen, die seine Intendanz der RuhrTriennale thematisch verbinden. Im Kulturhauptstadtjahr kreist alles um den Islam. Und die Eröffnung ist Chefsache. Er hat in der Bochumer Jahrhunderthalle die Uraufführung von "Leila und Madschnun" inszeniert; Albert Ostermaier und der palästinensisch-israelische Komponist Samir Odeh-Tamini haben aus der bekanntesten Liebesgeschichten des islamischen Orient eine Art Musiktheater gemacht. Darin beschrieb Nizami 1188, wie zwei Liebende nicht zusammenkommen können, weil die Eltern es nicht wollen, wie sie leiden, er sogar wahnsinnig wird. Hier wird die Geschichte zur Imagination eines verletzten Soldaten, für den Realität und Fiktion verschwimmen. Dass dieser Salam sich am Ende selbst entzündet, wird weniger zum Symbol radikaler Liebe, sondern beschwört eher die Todessehnsucht von Selbstmordattentätern herauf.Wolfgang Gussmann hat die Jahrhunderthalle kongenial zur Wüste gemacht, in der sich ein riesiger Militärtruck festgefahren hat. Das realistische Kriegsgetöse wird vom Instrumental-Ensemble musikFabrik unter Peter Rundel aufgenommen. Die Musik bleibt dissonant martialisch; ein Coup gelingt, wenn der Militärtruck zu schweben beginnt. Wenn aber Aleksander Radenkovi im ungebrochenen Sehnsuchtspathos als Soldat Salam und Nadine Schwitter als Soldatin Leila nach Madschnun suchen, kommt der Sand des Wüstenrealismus ins Räderwerk der fernen Poesie. jlTermine: Jahrhunderthalle Bochum, heute, 26., 28., 30. August sowie 1. und 3. September.

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