Rohstoff-Verknappung gefährdet Produktion

Berlin. Die Elektronikbranche boomt, die Nachfrage nach immer neuen Handys, Smartphones und Tablet-Computern ist riesig. Doch die Produktion ist wegen Engpässen bei den Rohstoffen gefährdet, sagt Michael Stelter vom Helmholtz-Institut für Ressourcen-Technologie im sächsischen Freiberg

Berlin. Die Elektronikbranche boomt, die Nachfrage nach immer neuen Handys, Smartphones und Tablet-Computern ist riesig. Doch die Produktion ist wegen Engpässen bei den Rohstoffen gefährdet, sagt Michael Stelter vom Helmholtz-Institut für Ressourcen-Technologie im sächsischen Freiberg. Denn für die Herstellung moderner Elektronik ist eine Vielzahl seltener Rohstoffe notwendig, und die werden zunehmend zu einem wirtschaftlichen Machtfaktor."Wir haben heute in einem Tablet-PC oder modernen Kommunikationsgeräten zum Teil um die 60 verschiedene Elemente. Das reicht von Seltenen Erden über Indium und Gallium bis hin zu Tantal", sagt Stelter, wobei die seltenen Erdmetalle im Fokus stünden.

Bei diesen Seltenen Erden ist China einer der führenden Produzenten - das Land ist für 97 Prozent der weltweiten Fördermenge verantwortlich. Ende Dezember hatte Peking nun angekündigt, die Ausfuhr dieser für die Elektronik-Industrie wichtigen Rohstoffe um 27 Prozent zurückzufahren - es ist bereits die zweite drastische Ausfuhrkürzung innerhalb von zwei Jahren. Im ersten Halbjahr dieses Jahres dürfen nur noch 10 546 Tonnen dieser Rohstoffe ausgeführt werden.

Weil die wirtschaftliche Abhängigkeit angesichts der politisch motivierten Verknappung zu einem ernst zu nehmenden Problem wird, regt Stelter an, vermehrt Alternativquellen zu erschließen. Einerseits sei es möglich, neue Vorkommen zu erschließen. Neben China verfügen auch die USA, Kanada und Australien über Seltene Erden, allerdings stellten die Ländern den Abbau in den 1990er Jahren ein, als billigere chinesische Erze den Mark überfluteten.

Doch abseits der Förderung müsse auch die Gewinnung aus industriellen oder aus Recycling-Prozessen vorangetrieben werden. Gallium beispielsweise, das in den Handys die Hochfrequenz-Kommunikation ermöglicht, könne als Nebenprodukt bei der Aluminiumproduktion gewonnen werden. "Aber nur etwa die Hälfte der Aluminiumhersteller tut das überhaupt", sagt Stelter. "Im Endeffekt landet deswegen Gallium im Rotschlamm auf der Deponie." Und beim Recycling würden zurzeit nur die Edelmetalle zurückgewonnen, dazu Nickel und Kupfer, manchmal noch Tantal. Alle anderen Elemente, etwa die seltenen Erdmetalle, Gallium oder Indium blieben im Schrott zurück.

Um hier Fortschritte zu erzielen, gelte es, die Grundlagenforschung weiter voranzutreiben. "Die Finanzierung muss staatliche Aufgabe sein, denn Industriepartner greifen erst dann ein, wenn sie sich wirtschaftlichen Erfolg versprechen", sagt er. Das Helmholtz-Institut betreibt Projekte zur Rückgewinnung von Gallium, Seltenen Erden und Lithium. dpa

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