Wut auf Saar-Politiker in Berlin Stahlarbeiter schimpfen auf Merkel und Berliner Saar-Politiker

Saarbrücken · Die saarländische Stahlindustrie beklagt sich über fehlendes Engagement zur Absicherung der Branche gegen Pläne der EU-Kommission.

 (Symbolbild).

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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Stahlarbeiter, Gewerkschafter sowie der Verband der Saarhütten sind sauer auf die Bundesregierung und speziell die Saarländer am Kabinettstisch. Sowohl Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) als auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) ließen Engagement zur Absicherung der deutschen Industrie vermissen, hieß es. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe ihrem Versprechen, den Stahlarbeitern zu helfen, keine Taten folgen lassen.

„Wenn es darum geht, etwas zu bewegen oder uns zu helfen, vermissen wir einiges“, kritisierte gestern der erste Bevollmächtigte der IG Metall Völklingen, Robert Hiry, bei einem Treffen von Vertretern der Stahlindustrie im Landtag mit der Berichterstatterin im EU-Ausschuss der Regionen Isolde Ries (SPD). Die Saar-Abgeordneten in Berlin müssten sich auf eine Linie einigen und öffentlich darlegen, was sie zur Zukunftssicherung der Industrie zu tun gedenken, forderte Gewerkschafter Hiry.

Der Präsident des Verbandes der Saarhütten, Albert Hettrich, sieht das ähnlich. Es müsse diskutiert werden, was eine moderne Industrie in Deutschland ausmacht. Nach Ansicht von Hettrich verbindet sie wirtschaftliche Interessen mit Umweltschutz. Die deutschen Stahlstandorte hätten Milliardeninvestitionen für eine umweltschonende Produktion ausgegeben. Dafür dürfe die EU-Kommission weder die Branche noch die Stahlarbeiter bestrafen. Zugleich warnte Hettrich davor, dass die Industrie in Europa immer weiter zurückgedrängt werde. Das habe schon Großbritannien in der Ära der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher praktiziert, sich aber vom angerichteten wirtschaftlichen Schaden bis heute nicht erholt, sagte der Verbandspräsident.

„Die Stahlindustrie liefert den Grundstoff für zahlreiche moderne Industrieprodukte“, sagte Angelo Stagno, Betriebsratschef von Saarstahl. Das Ziel der EU, über 20 Prozent Industrieanteil zu verfügen, sei ohne Stahl illusorisch. Isolde Ries, die die Vertreter der saarländischen Stahlindustrie eingeladen hatte, betonte: „Ohne die Industrie hat Europa keine Zukunft.“ Die EU müsse jetzt dauerhafte Schutzmaßnahmen beschließen. Als Antwort auf die von US-Präsident Donald Trump betriebene Abschottungspolitik mit Schutzzöllen von 25 Prozent auf europäische Stahlprodukte drängten mittlerweile sogar Russland und die Türkei mit ihren Stahlprodukten auf die europäischen Märkte.

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