Willkommen im Wohlklang-Kosmos

Zweibrücken · Brian Wilson, einst Kopf der Beach Boys und Schöpfer des legendären Albums „Pet Sounds“, legt sein 13. Solo-Werk vor. Vieles davon geht ans Herz, manches an die Nerven.

Eine einschmeichelnde Melodie, zarter Harmoniegesang, und Brian Wilson sinniert mit seiner unverkennbaren Stimme über die Vergänglichkeit und das Glück des Augenblicks. Schon mit den ersten Akkorden des knapp zweiminütigen "This beautiful day" taucht man sofort wieder ab in den Wohlklangkosmos, den der inzwischen 72-Jährige über sechs Jahrzehnte erschaffen hat. In diesen Sound aus kalifornischen Sommergefühlen und wohliger Melancholie, der Wilsons Werk seit den 60er Jahren prägt, als er der Kopf der Beach Boys und mit "Pet Sounds" hauptverantwortlich für eines der besten Alben der Popgeschichte war.

So gut beginnt "No Pier Pressure", Wilsons 13. Solo-Veröffentlichung - doch dann kommt es erst einmal anders: "Runaway Dancer" verschreckt mit plumpen Urlaubs-Feeling-Discobeats - zum Weglaufen. Glücklicherweise bleibt dies der einzige ganz große Ausrutscher. Danach wird es wieder deutlich besser auf dem Album, dessen Titel "No Pier Pressure" ein Spiel mit dem englischen Wort für "Gruppendruck" ist. Diesmal muss Wilson zwar keine Energien in Rangeleien mit den Beach Boys stecken. Dafür hat er sich viele, zu viele Gäste ins Studio geholt. Zu oft tritt Wilson in den Hintergrund, lässt in den Duetten nur einzelne Gesangszeilen einschweben und überlässt den anderen mal mehr, mal etwas weniger passend das Feld.

Mit Kacey Musgraves gibt es radiotauglichen Mitschnipp-Pop, mit Zooey Deschanel ein bisschen Bossa Nova. Am besten funktioniert es jedoch mit den anderen Beach Boys Al Jardine, David Marks und Blondie Chaplin. Sie lassen viel sonnendurchflutete Nostalgie fließen. Erst am Ende verzichtet Wilson auf Unterstützung: "The last song" ist ergreifend und wehmütig, durchweht vom Gefühl des Abschieds. Von den Beach Boys ? Ganz von der Musik? Schön ist das Stück jedenfalls - auch wenn kein neues "Pet Sounds" mehr herauskommen mag.

Brian Wilson : No Pier Pressure (Universal).

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