Kultur in der Himmelsbergkapelle Virtuose Darbietung fesselnder Balladen

Zweibrücken · Der Verein „Kultur in der Himmelsbergkapelle“ lieferte seinen Gästen mit Hildegard Baum, Anita Bischoff und Marina Kavtaradze ein wunderbares Wechselbad der Gefühle.

 Marina Kavtaradze, Hildegard Baum und Anita Bischoff faszinierten beim Balladenabend in der ausgebuchten Himmelsbergkapelle ihr Publikum.

Marina Kavtaradze, Hildegard Baum und Anita Bischoff faszinierten beim Balladenabend in der ausgebuchten Himmelsbergkapelle ihr Publikum.

Foto: Cordula von Waldow

Lange Gedichte sind langweilig? Dies erlebten die Konzertbesucher in der, wie immer, voll besetzten Zweibrücker Himmelsbergkapelle kürzlich völlig anders. Kaum langten die Stühle, damit alle der mehr als 120 Kunst- und Kulturfreunde einen Sitzplatz fanden. Gut zwei Stunden lang wurden sie von der Zweibrücker Sopranistin Hildegard Baum, Anita Bischoff als Reziatorin und Marina Kavtaradze am Piano in ein Wechselbad der Gefühle getaucht. Das perfekt aufeinander eingestimmte Trio hatte unter dem Motto „Zu Gast bei Erlkönigs Töchtern“ die schönsten bekannten und weniger bekannten Balladen ausgewählt.

Spannend, dramatisch, gruselig, geheimnisvoll führten sie mit Hexen, Geistern und Fabelwesen an manchen Abgrund und verursachten bisweilen Gänsehaut. Neckend und heiter lösten sie am Ende die Spannung und brachten das begeisterte Publikum zum Lachen. Die satirische Moderation der ehemaligen Lehrerin und ihre schauspielerische Rezitation trugen ebenso viel zu dem rundum gelungenen, erlebnisreichen Abend bei, wie der klar verständliche Gesang mit ausdrucksstarken, modulierfähigen Stimme und die fein akzentuierte Klavierinterpretation.

Alle Balladen entführten in die Natur, die meisten von ihnen ans Wasser, an Meer, Fluss oder See. Die Wellen plätscherten im Klavier, dramatische Achtelbewegungen brandeten auf, als „Der Noeck“ (Text August Kopisch), das Wasserwesen aus der nordischen Sage, mit seinem Harfenspiel verlacht wurde und verschwand. Hell jubelnd, in fröhlichen Coloraturen ließ Komponist Carl Löwe den Zurückgerufenen wiederkehren. Piano und Singstimme nahmen sein Harfenspiel wieder auf. Jedes Mal, wenn der von Matthias Colling beschriebene „Zwerg“ auftrat, der seine geliebte Königin wegen ihrer Untreue erwürgte, hatte sich Franz Schubert an Beethovens Schicksalsmotiv als musikalisches Kennzeichen angelehnt. Ergriffenes Schweigen zeigte, wie tief der grandiose Vortrag die Zuhörer gebannt hatte, bis der erste zu applaudieren begann.

Unheilvolle Stimmung verbreitete die virtuose Konzertpianistin aus der „Hütte der Babayaga“ (Bilder einer Ausstellung, Modest Mussorgski). Tonmalerisch, mit gekonnten Tempoverzögerungen, ließ Franz Liszt den goldenen Becher von Goethes „König von Thule“ in den Fluten versinken. In einem „impressionistischem Gewebe, einem Netz aus Tönen“ (Anita Bischoff), „fing“ Hugo Wolf das Publikum in den „Geistern vom Mummelsee“ von Eduard Mörike. Dem „romantischsten Lied“, der „Loreley“ (Ich weiß nicht, was soll es bedeuten) von Heinrich Heine, verliehen Hildegard Baum und Marina Kavtaradze in von Fanz Listz fast opernhaft gestalteten Klängen und höchst anspruchsvoller Tonalität eine großartige Dramatik.

Einen wunderbaren Kontrast lieferte Anita Bischoffs nahezu kabarettistische Rezitation von Erich Kästners Aktualisierung „Der Handstand auf der Loreley“. Schelmisch, mit dem deutlich hörbaren, musikalischen Trappeln kleiner Füßchen und schadenfrohem Gekicher, interpretierte Hugo Wolf das „Elfenlied“ von Eduard Mörike.

„Eine wunderbare Atmosphäre, diese anspruchsvolle Literatur und Musik sehr virtuos dargeboten“, begeisterte sich Stammgast Marliese Rauch aus Böckingen. Die Zweibrückerin Annemarie Schuchhart lobte die perfekte Mischung aus tiefgehend und heiter: „Es war wirklich wunderschön“.

Der gastgebende Verein „Kultur in der Himmelsbergkapelle“ lädt zu folgenden Veranstaltungen ein: Dienstag, 11. Dezember, 20 Uhr „Süßer die Worte nie klingen, Geschichten und Lieder zu Advent und Weihnachten“ mit Wolfgang Ohler, Freitag, 11. Januar, 19 Uhr, Neujahrskonzert mit „Due Voce – ein Klang“, Hildegard Baum und Catherin Bungert (Sopran) sowie Marina Kavtaradze (Piano), Freitag, 1. Februar, „Krimi-Abend“ mit Monika Geier.

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