Kirchengesangverein Jubelkonzert für 140 Jahre Kirchengesangverein

Zweibrücken · Ein freudiges Weihnachtskonzert gestalteten die 25 Sängerinnen und Sänger des KGV am dritten Advent gemeinsam mit einem Bläserquartett.

 Vielfältige Klangfarben und ein abwechslungsreiches Programm erfreuten das gut 80-köpfige Publikum des KGV in der Ernstweiler Kirche.

Vielfältige Klangfarben und ein abwechslungsreiches Programm erfreuten das gut 80-köpfige Publikum des KGV in der Ernstweiler Kirche.

Foto: Cordula von Waldow

Hell, jubelnd und strahlend – so feierte der Evangelische Kirchengesangverein Ernstweiler/Bubenhausen am Sonntag außer dem dritten Advent zugleich auch sein 140-jähriges Bestehen in einem Weihnachtskonzert. Der 25-köpfige, vierstimmige Chor unter Leitung des Organisten Stefan Jahnke konnte sich neben den vier lautstarken Blechbläsern, Absolventen der Hochschule für Musik, zunehmend gut behaupten und flutete die Ernstweiler Kirche mit Freudenklängen. Der Wechsel zwischen dem Bläserquartett mit und ohne Orgel, gemeinsam mit dem Chor oder dem kleinen Chor à capella ohne Instrumentalbegleitung, sorgte für vielfarbige Klänge.

Das Programm spannte sich von den Barocken Bach-Klängen über beliebte Weihnachtsklassiker wie der Choralkantate „Macht hoch die Tür“ (Walter Rein, 1893-1955) oder „Tochter Zion“ von Georg Friedrich Händel bis hin zu synkopisch-rhythmischen, modernen Liedern wie etwa „Freude macht sich breit“ (Werner Hoffmann/Klaus Heizmann) oder „The very best time of year“, einem Wechselgesang zwischen Männer- und Frauenstimmen des zeitgenössischen, britischen Komponisten John Rutter. Zwei Fanfaren, eine Komposition des Belgiers Jacques-Nicolas Lemmens (1823-1881) mit Bläserquartett und Orgel sowie die Christmas Fanfare, arrangiert von Joseph M. Martin für Bläser und Chor, umklammerten das gut 90-minütige Konzert. Dieses rhythmisch-synkopische Hallelujah gab es auch als Zugabe, als am Ende – endlich – der Applaus einsetzte.

Immer wieder zuckten Hände, um dem Chor und den Musikern spontan auf ihre großartige Darbietung zu antworteten und warteten dann doch bis nach dem Schlussakkord, als sei dies in einer Kirche nicht schicklich. Dabei wäre so mancher „Szenenapplaus“ berechtigt gewesen.

Mit verteilten Rollen informierten die Chormitglieder über die Inhalte und die Geschichte der einzelnen Stücke. So auch die Königs-Geschichte des traditionellen, französischen Liedes „The first noëlle“ aus dem 18. Jahrhundert, das die vier Bläser dann, nacheinander einsetzend und die Melodie übernehmend, interpretierten, während die Vorgänger in die Begleitstimmen wechselten.

Besonders anspruchsvoll war der chromatische Bläser-Stück „Oh little Town of Bethlehem“, das Stephan Jahnke neu gesetzt hatte. Neben den beiden Trompeten, gespielt von Niklas Müller und Quartett-Leiter Jens Backes, kamen die Posaune von Markus Salzmann und vor allem die Bass-Posaune von Simon Brück sehr gut zur Geltung. Sehr viel Freude bereitete auch der Gospel-Titel „In der Nacht von Bethlehem“, der von Niklas Müller mit seiner gedämpften Trompete jazzig umrahmt wurde. Höhepunkt für die gut 80 Besucher war das gemeinsam gesungene „O, Du Fröhliche“, bei dem in der zweiten Strophe der Chor, in der dritten auch die Bläser, die Begleitstimmen übernahmen, während die Gemeinde die Melodie hielt. „Es war wunderschön“, strahlte Marlies Kunz aus Bubenhausen.

Als einer der wenigen Kirchengesangvereine sind die Zweibrücker bis heute als eigenständiger Verein erhalten geblieben. Vor 140 Jahren, im Dezember 1878, fanden sich sangesfreudige Musikerinnen und Musiker in der Gemeinde zusammen, um mit ihren Liedern die Festgottesdienste und Feierlichkeiten in der Gemeinde zu gestalten. Im Jahr 1901 gründete sich, unterstützt von dem berühmten Zweibrücker Kirchenmusiker Jakob-Heinrich Lützel, ein Verein, der damit unabhängig war von der Gemeinde.

Die beiden Weltkriege unterbrachen die lebhafte Chortätigkeit. Während sich der Chor 1919 erneut formierte, dauerte es nach Kriegsende 1945 fünf Jahre, bis die erste Singstunde Wirklichkeit wurde. Das erste erhaltene Schriftstück aus der Anfangszeit ist ein Konzertblatt von 1928 zum 50-jährigen Bestehen des Vereins. Damals noch wurden geistliche und weltliche Lieder gesungen, heute konzentriert sich der vierstimmige Chor ganz auf die Kirchenmusik.

Unverändert wird auch heute noch die Geselligkeit gepflegt: Nach jeder Probe sitzen die Sängerinnen und Sänger noch zusammen. Gemeinsame Chorauftritte führen zu den Dekanats- und Landeskirchenmusiktagen. „Vor einigen Jahren kam ein Mann aus Frankreich zu unserem Projekt-Chor. Er singt noch immer bei uns“, freut sich Schriftführerin Claudia Ackermann.

40 Jahre bereits besteht eine enge Freundschaft zum Chor und der Gemeinde der Carrs Lane Church im britischen Birmingham. Alle zwei Jahre findet im Wechsel ein Besuch statt. 2019 sind die Briten wieder zu Gast in Zweibrücken und gestalten gemeinsam mit dem evangelischen KGV einen Festgottesdienst. Während der Chor zu allen hohen Christfesten wie Weihnachten, Ostern, Jubel-Konfirmationen oder Erntedank auftritt, werden große Kirchenkonzerte nur alle zwei bis drei Jahre aufgeführt. Der Chor, der mit jungen Stimmen bereits den Nachwuchs fördert, freut sich über sangesfreudigen Zuwachs. Probe ist jeden Donnerstag um 20 Uhr im Gemeindehaus Ernstweiler.

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