Im Zeichen des Obstes

Wattweiler · Mit 650 Mitgliedern ist der Obstbauverein Wattweiler sicherlich der größte Verein am Ort. Das ist allerdings relativ zu sehen, denn: Nur wer Vereinsmitglied ist, darf die Kelter benutzen. Diese beliebte Obstpresse ist im alten Milchhäuschen des Orts untergebracht und erzeugt im Schnitt 50 000 Liter Saft im Jahr. "Viele Mitglieder kommen aus dem Saarland und von der Sickinger Höhe und bringen ihr Obst hierher", sagt Hans Conrad, der seit 1985 erster Vorsitzender des Vereins ist. Gekeltert werden in der Hauptsache Äpfel; aber auch Birnen und Quitten können ausgepresst werden. "Quittensaft ist der Renner - den trinken meine Enkelkinder lieber als Apfelsaft", weiß Conrad.

Seit 2000 betreibt der Verein die Kelter; pro Stunde verarbeitet das Gerät 400 Kilo Obst. Nachdem der Saft bei 80 Grad pasteurisiert wurde, wird er in Plastikbehälter abgefüllt, die ihn ungeöffnet fast unbegrenzt haltbar machen; nach Anbruch sind es noch mindestens drei Monate, in denen man ihn unbedenklich trinken kann. Eine andere große Aktion des Vereins ist die Blütenwanderung in Wattweiler: Es ist in dem Ort bereits seit 100 Jahren Tradition, dass am ersten Mai ein Fest gefeiert wird. Früher nannte sich die Feier "Blütenfest" - Conrad besitzt noch Bilder von 1920 davon. "Da marschierte die ganze Bevölkerung mit Blasmusik durch den Ort zum Festplatz", erzählt er. Seit 2000 findet an dem Datum die "kulinarische Blütenwanderung" statt. Zu dieser finden sich je nach Wetter mehrere Tausend Besucher ein, die eine fünf Kilometer lange Wanderung durch die Streuobstwiesen rund um Wattweiler unternehmen. Auf dem Vereinsgelände des Obstbauvereins steht dann ein Ausschankwagen; dazu gibt es Flammkuchen und andere Leckereien. Ansonsten wird der vereinseigene Garten, der auch ein fest installiertes Zelt enthält, gerne für Familienfeiern benutzt. "Hier finden viele 18. Geburtstage statt", sagt Conrad, "weil das Gelände etwas außerhalb steht, stören die jungen Leute dann niemanden." Gerade waren hier auch wieder Kinder aus Tschernobyl und Umgebung zu Gast, die regelmäßig eine Sommerfreizeit in Blieskastel verbringen, organisiert vom Verein "Saarländische Kinderhilfe - Leben nach Tschernobyl".

Kassenwart Peter Drewitzki hat den Kontakt zu diesem Verein hergestellt. Er geht mit den Kindern zunächst auf eine große Wanderung; anschließend wird auf dem Vereinsgelände gespielt, ein Lagerfeuer angezündet und gegrillt. Besonders die natürlichen Kletterbäume kommen bei den Kleinen sehr gut an. Dieses Jahr waren es 25 Kinder, die in diesen Genuss kamen. Der Obstbauverein kümmert sich außerdem um sogenannte Ausgleichsflächen: Jedes Mal, wenn ein Neubaugebiet erschlossen werde, müssen diese Flächen geschaffen werden, als Ausgleich für die Natur. Die Vereinsmitglieder setzen dort Bäume, mähen die Wiese und pflegen das Gelände. Wer sich noch weiter über den Verein informieren möchte, dem sei die Webseite www.obstbauverein.de nahegelegt. Auf ihr lässt sich auch das vierteljährliche Vereinsmagazin "Die Obstpresse" herunterladen.

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