Die Spezialisten für Maß-Aufzüge

Primstal · Im Saarland gibt es etliche Unternehmen, die wenig bekannt sind, aber zu den führenden Firmen in ihrer Branche zählen. Solche stillen Stars stellt die SZ in einer Serie vor. Heute: Kasper Aufzüge aus Primstal.

 Die Kasper-Chefs Patrick Müller, Alois Kasper und Markus Kasper (v.l.) in einer exklusiven Aufzug-Kabine für Abu Dhabi. Foto: B&K

Die Kasper-Chefs Patrick Müller, Alois Kasper und Markus Kasper (v.l.) in einer exklusiven Aufzug-Kabine für Abu Dhabi. Foto: B&K

Foto: B&K

"Es gibt normale Aufzüge, und es gibt den ganz normalen Wahnsinn", sagt Markus Kasper, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Kasper Aufzüge aus Primstal im Nordsaarland. Als den normalen Wahnsinn bezeichnet Kasper all die Sonderwünsche, die die Aufzugfirma für ihre Kunden erfüllt. Wände aus Marmor oder Glas sind dann ebenso möglich wie Fliesen- oder Holzböden, sogar Asphalt hat die Firma schon in die Aufzüge gegossen. Aber auch aufwendige Beleuchtungen gibt es bei Kasper, speziell behandeltes Spiegelglas und auch mal vergoldete Handläufe.

Während der Großteil der Aufzüge - vor allem in Wohnanlagen - von der Stange kommt, ist die Firma Kaper der Spezialist für das Außergewöhnliche. Entsprechend liest sich auch die Kundenliste: Den Frankfurter Flughafen hat das Unternehmen ebenso mit Aufzügen ausgestattet wie die Alte Oper in Frankfurt oder Privatvillen eines Scheichs in Abu Dhabi.

Seit 70 Jahren ist das Familienunternehmen bereits am Markt aktiv und kann sich bis heute gegen die vier großen Hersteller Thyssen-Krupp, Kone, Schindler und Otis behaupten. "Seit Jahren gibt es eine Konsolidierungsbewegung in der Branche", sagt Patrick Müller, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter. Insgesamt gebe es zwar noch über 500 Aufzugsfirmen in Deutschland, sagt Müller, doch viele hätten längst ihre Eigenständigkeit verloren. Und wenige würden auch ein so umfassendes Programm bieten wie Kasper. Denn der Hersteller fertigt einen Großteil seiner Teile selber. Von den Türen über die Kabine bis hin zur Steuerung.

Kasper gehört zwar zu den Pionieren der Aufzugsfertigung, doch das Hauptgeschäft des Unternehmens waren über Jahre viele Getriebe für Aufzüge. Schon Mitte der 60er Jahre hat Kasper ein Getriebe entwickelt, mit dem Aufzugsmotoren fast 40 Prozent kleiner gebaut werden konnten als die der Konkurrenz. "Gerade im Schiffsbau war die geringe Größe beispielsweise ein Vorteil", sagt Müller. Noch heute würden die Aufzüge vieler Luxusliner mit Kasper-Technik betrieben. "Unsere Getriebe haben wir weltweit auch an Konkurrenten verkauft", sagt Senior-Chef Alois Kasper.

Doch die Fokussierung auf Getriebe wurde Anfang des Jahrtausends auch zum Problem: Einerseits drängten immer mehr Billig-Konkurrenz-Betriebe auf den Markt, andererseits machte der zunehmende Einsatz frequenzgesteuerter Motoren den Einsatz von Getrieben komplett unnötig. "Irgendwann setzte sich die Erkenntnis durch, dass es nicht mehr sinnvoll ist, ein totes Pferd weiterzureiten", sagt Müller. Ein schwerer Schritt, denn Kasper war nicht nur bekannt für seine hohe Qualität, durch die Entscheidung musste 2003 auch ein Teil der Belegschaft gehen.

Mit den Getrieben, die jetzt nur noch bei Bedarf als Einzelstücke gefertigt werden, fiel ein Hauptumsatzträger weg: Bis zu 70 Prozent hatten sie zeitweise zu den Erlösen beigesteuert, sagt Müller. Doch mittlerweile hat sich die Aufzugsfirma stabilisiert und greift die Großen jetzt sogar auf ihrem Kerngebiet an: Seit diesem Jahr bietet Kasper einen sogenannten Standardaufzug an. Diese Aufzüge in wenigen Ausstattungsvarianten zielen vor allem auf den Einsatz bei großen Bau-Unternehmen. Neben diesem Segment sieht Müller aber auch große Zukunft bei der technischen Aufarbeitung alter Aufzüge. Solche Aufzugserneuerungen machen bereits einen signifikanten Teil des Geschäfts aus. Und das Potenzial ist groß: Rund 720 000 Anlagen sind in Deutschland in Betrieb - 80 Prozent davon entsprechen nicht dem Stand der Technik. Müller ist deshalb zuversichtlich, dass das Unternehmen, das aktuell mit seinen 75 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund acht Millionen Euro einfährt, auch künftig gut zu tun haben wird.

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