Warten auf den Castor

Straßburg. Auf der Bahnbrücke nahe dem kleinen Ort Rémilly - 65 Kilometer südwestlich von Saarbrücken - stehen fröstelnd ein Dutzend Journalisten und Polizisten. Ihre Blicke sind auf den Bahnhof gerichtet, wo an diesem Donnerstagmorgen der Castor-Transport mit hochradioaktiven Abfällen aus der Wiederaufbereitungsanlage La Hague steht

 Saar-Linke, darunter Landtagsabgeordnete Dagmar Ensch-Engel (l.), protestierten gestern gegen den Castor-Transport in Burbach, wo der Zug vermutlich durchfahren wird. Foto: Becker&Bredel

Saar-Linke, darunter Landtagsabgeordnete Dagmar Ensch-Engel (l.), protestierten gestern gegen den Castor-Transport in Burbach, wo der Zug vermutlich durchfahren wird. Foto: Becker&Bredel

Straßburg. Auf der Bahnbrücke nahe dem kleinen Ort Rémilly - 65 Kilometer südwestlich von Saarbrücken - stehen fröstelnd ein Dutzend Journalisten und Polizisten. Ihre Blicke sind auf den Bahnhof gerichtet, wo an diesem Donnerstagmorgen der Castor-Transport mit hochradioaktiven Abfällen aus der Wiederaufbereitungsanlage La Hague steht. Rund um den Bahnhof sind Einsatzwagen der Polizei postiert, die Zugänge zu den Gleisen sind verriegelt. Weit und breit ist kein Atomkraftgegner zu sehen. Offenbar sollen hier das Zugpersonal und die Lokomotive ausgetauscht werden. Ähnlich verlassen wirkte gestern der Bahnhof im lothringischen Forbach.Nach Informationen der SZ soll der Zug heute Vormittag in Forbach die deutsch-französische Grenze passieren und Richtung Saarbrücken rollen. Wenn der Zug diese Strecke tatsächlich nutzt, würde er über Neunkirchen nach Rheinland-Pfalz weiterfahren. Dort würden dann voraussichtlich deutsche Polizisten die Transport-Bewachung von den französischen Kollegen übernehmen.

In Frage kommen theoretisch drei Grenzübergänge - in Saarbrücken, im baden-württembergischen Kehl am Rhein nahe Straßburg oder bei Lauterbourg im Nordelsass. Gleich hinter Lauterbourg liegt der deutsche Grenzort Berg, durch den in den vergangenen Jahren mehrfach Castor-Züge gefahren sind. Einem Sprecher des Kollektivs Südblockade zufolge hatten sich in dem Dorf seit Donnerstagmorgen rund 200 Atomkraftgegner versammelt.

Auch im Saarland gab es Proteste: In Saarbrücken-Burbach demonstrierte gestern eine Gruppe der Linken entlang der möglichen Trasse. Für heute sind weitere Mahnwachen angekündigt: Mitglieder von Greenpeace wollen sich am Neunkircher Bahnhof versammeln, die Grüne Jugend Saar plant Proteste in der Nähe des Saarbrücker Hauptbahnhofes.

In Rheinland-Pfalz und Hessen demonstrierten Atomgegner friedlich gegen den Atomzug. Im pfälzischen Berg versammelten sich Angaben der Polizei rund 250 Demonstranten. Sie war laut Augenzeugen mit etwa genauso vielen Beamten präsent.

Im Wendland eskalierten die Proteste gestern Abend erstmals: Die Polizei setzte gegen mehrere hundert Umweltschützer Tränengas, Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Mehrere Polizisten und Demonstranten wurden verletzt, vier Demonstranten festgenommen. Ein Sprecher der Polizei sagte, die Beamten seien bei Metzingen im Kreis Lüchow-Dannenberg nach einer Kundgebung mit Feuerwerkskörpern und Farbbeuteln attackiert worden. Zu der Kundgebung hatte die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg aufgerufen. Der Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll war am Mittwoch in Frankreich gestartet. afp/dpa/dapd

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