Rätselraten um Gesundheit des Papstes

Rom · Nach mehreren Terminabsagen in den vergangenen Wochen gibt es in Rom heftige Spekulationen um den Gesundheitszustand des Papstes. Sogar von einem vorzeitigen Rücktritt nach dem Vorbild seines Vorgängers ist die Rede.

Auf bis zu 34 Grad werden die Temperaturen in den kommenden Tagen in Rom steigen. Für Kinder und ältere Menschen ist der Sommer in der italienischen Hauptstadt mit seiner drückenden Hitze eine Last. Das gilt auch für den Papst. Wie die meisten knapp 80-Jährigen muss es Franziskus in diesen Tagen ruhiger angehen lassen. So könnte man es erklären. Franziskus wird bald 78 Jahre alt. Kein Wunder also, dass er bereits zum dritten Mal im Juni kurzfristig Termine absagte. Oder ist er etwa krank?

Anfang des Monats ließ er mehrere Privataudienzen platzen. Beobachter wurden erstmals hellhörig, als Franziskus an Fronleichnam nicht an der traditionellen Prozession teilnahm, die in Rom von der Lateransbasilika nach Santa Maria Maggiore führt. Der Papst, der sich sonst so volksnah zeigt, ließ sich mit dem Auto chauffieren. Und schließlich stutzen nicht wenige, als Franziskus am vergangenen Freitag im letzten Moment seinen Besuch in der römischen Gemelli-Klinik zu deren 50. Gründungsjubiläum absagte. Die Antwort aus dem Pressebüro des Heiligen Stuhls folgte prompt. "Es gibt keinen Grund, sich über die Gesundheit des Papstes Sorgen zu machen", sagte Pressesprecher Pater Federico Lombardi. Der Grund für die Absage am Freitag sei nur ein "plötzliches Unwohlsein" gewesen. Lombardi wies außerdem auf das dichte tägliche Programm des Papstes hin und die erst vor Kurzem beendete, anstrengende Nahost-Reise. "Es ist ganz normal, dass man bei so einem intensiven Rhythmus auch müde wird", schloss Lombardi.

Die Spekulationen beendeten diese Worte selbstverständlich nicht. Seit einigen Tagen werden in der Welt der vatikanischen Auspizien-Leser scheinbar zweitrangige Gegebenheiten in neue Zusammenhänge gestellt. So hört man, Franziskus habe vor einiger Zeit im kleinen Kreis deutlich gemacht, keine wichtigen Termine, etwa Auslandsreisen, auf längere Zeit hin planen zu wollen. Beachtung finden plötzlich auch Worte, die Franziskus am Samstag in den vatikanischen Gärten im Gespräch mit einer Gruppe römischer Jugendlicher in den Mund genommen haben soll. "Wo endet ein Papst?", fragte er. "Hier, im Grab." Es gibt voreilige Interpreten, die diese aus dem Zusammenhang gerissenen Worte als Hinweis nicht nur für ein baldiges Ende dieses Pontifikats, sondern auch für richtungsweisend halten. Franziskus halte sich nicht mehr, wie noch kürzlich, einen Rücktritt im Stile seines Vorgängers offen, sondern sei bereits auf ein nahes Ende fixiert.

Zutreffend ist gewiss, dass Franziskus sich selbst ein kraftraubendes Programm verordnet hat, das an ihm Spuren hinterlässt. Ferien macht Franziskus nicht, weder in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo noch im Gebirge wie seine Vorgänger. Für Juli immerhin hat er alle Generalaudienzen abgesagt, auch die Morgenmesse in Santa Marta findet nur im kleinen Kreis statt. Das Programm bleibt auch in den kommenden Wochen intensiv. Vom 1. Juli an berät sich Franziskus vier Tage lang mit dem achtköpfigen Kardinalsrat zur Kurienreform. Mitte August reist er nach Südkorea.

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