Küting: Vom Finanzwesen geht weiterhin eine Gefahr aus

Herr Küting, Sie analysieren seit Jahren die Bilanzen der Dax-Konzerne. Halten Sie die derzeitige Entwicklung für nachhaltig?Küting: Ich gehe jedenfalls davon aus, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Es ist kein Strohfeuer. Unter anderem belegt die Tatsache, dass die Unternehmen wieder vermehrt Leute einstellen, dass sie von Dauer und Bestand ausgehen

Herr Küting, Sie analysieren seit Jahren die Bilanzen der Dax-Konzerne. Halten Sie die derzeitige Entwicklung für nachhaltig?

Küting: Ich gehe jedenfalls davon aus, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Es ist kein Strohfeuer. Unter anderem belegt die Tatsache, dass die Unternehmen wieder vermehrt Leute einstellen, dass sie von Dauer und Bestand ausgehen. Allerdings sind die Unternehmen immer stärker von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig. Und dazu zähle ich auch das Geschehen in der Finanzwelt.

Das heißt?

Küting: Es besteht die Gefahr, dass wieder eine Überdimensionierung des Finanzwesens stattfindet und dass von dort dann auch wieder eine Unsicherheit in die Realwirtschaft hineingetragen wird. Die Finanz- und die Realwirtschaft sind weit stärker verzahnt, als man das geglaubt hatte.

Es fehlt also immer noch an Regulierung?

Küting: Die Regulierung lässt in der Tat sehr zu wünschen übrig. Die Rahmenbedingungen im Finanzwesen sind längst nicht so, wie sie sein müssten. Die Bankrisiken müssen weiter minimiert, die Sicherheit verstärkt werden. Und die Banken sollten sich auf ihr Kerngeschäft des Leihens und Verleihens von Geld konzentrieren.

Welche Erkenntnis ziehen Sie aus der Finanz- und Wirtschaftskrise?

Küting: Dass wir der Fair-Value-Bilanzierung äußerst kritisch gegenüberstehen sollten. Diese Form der Bilanzierung, die wir aus Amerika übernommen haben, war eindeutig ein Krisenkatalysator und ein Brandbeschleuniger. Als Saarbrücker Professoren haben wir uns deshalb dafür eingesetzt, dass diese Bilanzierung nicht weiter ausgedehnt wird.

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