Firmen scheuen neues Bilanzrecht

Saarbrücken. In deutschen Unternehmen hat sich die internationale Bilanzierung nach den so genannten IFRS-Normen nicht durchgesetzt. Das hat das Saarbrücker Centrum für Bilanzierung und Prüfung (CBP) an der Saar-Universität festgestellt

Saarbrücken. In deutschen Unternehmen hat sich die internationale Bilanzierung nach den so genannten IFRS-Normen nicht durchgesetzt. Das hat das Saarbrücker Centrum für Bilanzierung und Prüfung (CBP) an der Saar-Universität festgestellt. "Wir waren überrascht, dass nicht nur Einzelfirmen, sondern auch die meisten Konzerne, die nicht am Kapitalmarkt orientiert sind, sich weiterhin am Handelsgesetzbuch orientieren", sagt Institutsleiter Professor Karlheinz Küting. Gerade einmal rund fünf Prozent würden die internationalen Standards anwenden.Kütings Mitarbeiter am CBP haben in einer umfangreichen Untersuchung die veröffentlichten Abschlüsse im elektronischen Bundesanzeiger unter die Lupe genommen. "Trotz intensiver Recherchen konnten lediglich 14 IFRS-Einzelabschlüsse für das Geschäftsjahr 2009 ausfindig gemacht werden", sagt Küting. Das sei wenig erstaunlich gewesen, die Bilanzspezialisten waren schon vorher davon ausgegangen, dass viele Einzelfirmen weiter nach deutschem Recht bilanzieren. Bei den Konzernen allerdings waren die Saarbrücker Bilanzspezialisten von einer breiteren Akzeptanz der internationalen Standards ausgegangen.

Für Küting ist das Ergebnis der Studie ein Beleg dafür, dass viele mittelständische Unternehmen die internationalen Standards ablehnen - oder durch die komplexen Regelungen überfordert sind. Die Umstellung auf die Bilanzierung nach IFRS ist bei Bilanzfachleuten umstritten. Während das deutsche HGB das Vorsichtsprinzip ansetzt und eher Unternehmenswerte zu niedrig bewertet, ist die Bilanzierung nach IFRS darauf angelegt, immer den aktuellen Unternehmenswert darzustellen. Die dadurch bedingten Schwankungen haben allerdings in der Krise nach Ansicht von Küting als eine Art Brandbeschleuniger gewirkt.

Küting hat die Studie, die einen kritischen Systemvergleich zwischen dem IFRS- und dem HGB-Regelwerk darstellt, am Donnerstag auf der Fachtagung "Das Rechnungswesen im Konzern" in Frankfurt vorgestellt. jwo

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