"Das ist so ähnlich wie mit der Lasagne für 1,50"

Herr Heldt, geplante Obsoleszenz: Das klingt gefährlich. Warum geben Firmen ihren Produkten absichtlich ein Verfallsdatum? Philip Heldt: Ganz einfach: Weil es sich finanziell lohnt. Für die Unternehmen ist es ungünstig, wenn das, was sie verkaufen, Ewigkeiten hält - dann verkauft man nichts Neues und verdient letztlich kein Geld damit

Herr Heldt, geplante Obsoleszenz: Das klingt gefährlich. Warum geben Firmen ihren Produkten absichtlich ein Verfallsdatum?

Philip Heldt: Ganz einfach: Weil es sich finanziell lohnt. Für die Unternehmen ist es ungünstig, wenn das, was sie verkaufen, Ewigkeiten hält - dann verkauft man nichts Neues und verdient letztlich kein Geld damit.

Welche Produkte sind besonders betroffen?

Heldt: Das geht durch die Bank - von Computern über Schuhe bis zu Möbeln. Besonders anfällig sind Elektrogeräte, weil es da weniger stört, denn die Innovationszyklen bei Handys oder Laptops sind relativ kurz. Ein fünf Jahre altes Handy kann viel, viel weniger als ein aktuelles Modell. Wenn das Handy also kaputt geht, ist der Leidensdruck nicht so hoch wie bei einer Waschmaschine, die immer noch genauso viel kann wie eine ein paar Jahre alte. Beim Handy aber ist der Ärger meist nicht so groß und man hat einen Grund, ein moderneres Gerät zu kaufen.

Seit wann ist das Phänomen verbreitet?

Heldt: Das ist die Frage, denn es ist ja schwer nachzuweisen. Der historisch bekannteste Fall ist aus den 1930er Jahren belegt, ein Kartell der Lampen-Hersteller in den USA, die nach Absprache die Lebensdauer von Glühbirnen nach und nach reduziert hatten. Auch die Nylon-Strumpfhose soll früher deutlich haltbarer gewesen sein, bewiesen ist das aber nicht.

Ist das alles nicht ein großer Skandal?

Heldt: Ja und nein. Wenn Hersteller das mit voller Absicht machen, um mehr verkaufen zu können, ist es durchaus ein Skandal. Anders sieht es aus, wenn ein Unternehmen billigere Bauteile einbauen muss, um im Wettbewerb bestehen zu können. Wenn sich dahinter keine böse Absicht verbirgt, das Produkt kurzlebiger zu machen, kann man das einem Unternehmen schlecht vorwerfen.

Was können wir Verbraucher tun?

Heldt: Vor allem sollte man sich vor einem Kauf immer gut informieren, etwa in den bekannten Test-Zeitschriften, die großen Wert speziell auf die Lebensdauer legen. Auch sollte man bei Superbillig-Angeboten stets skeptisch sein. Das ist so ähnlich wie mit der Lasagne für 1,50 Euro: Da muss man sich auch nicht wundern, wenn da was drin ist, was nicht drin sein sollte. Grundsätzlich empfehlen wir, die Gewährleistung zu nutzen und mit dem Händler zu reden, wenn das Produkt kaputt gegangen ist. Foto: privat

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