Banden halten in Europa 880 000 Arbeits-Sklaven

Hamburg · In der EU gibt es eine Schattenwelt: Mehrere tausend Verbrecher-Organisationen sind in den Mitgliedsländern aktiv und beuten fast 900 000 Menschen als moderne Sklaven aus. Das belegt ein offizieller Bericht des Europäischen Parlaments.

Rund 3600 internationale Verbrecher-Organisationen treiben in der Europäischen Union ihr Unwesen und richten jährlich einen volkswirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe an. Das ermittelte nach Angaben des Magazins "Der Spiegel" ein Sonderausschuss des EU-Parlaments, der organisiertes Verbrechen, Geldwäsche und Korruption untersuchte. Nach Schätzungen arbeiten in der Gemeinschaft rund 880 000 moderne Sklaven unter der Knute von Verbrechern, heißt es in dem Bericht. Rund 270 000 von ihnen würden sexuell ausgebeutet. Diese Zahl für 2012 stammt von der Internationalen Arbeitsorganisation. Sie versteht unter Zwangsarbeit jede Form von Arbeit, die Menschen unter Androhung von Strafe unfreiwillig leisten.

Die Verbrecherbanden machen allein mit Menschenhandel einen jährlichen Profit von rund 25 Milliarden Euro, so der Bericht. Der Schaden durch Internet-Kriminalität summiere sich auf 290 Milliarden Euro. 18 bis 26 Milliarden bringe der illegale Handel mit Körperorganen und mit Wildtieren. Der Sonderausschuss berichtet zudem von zehn Millionen illegalen Waffen, die in Europa im Umlauf seien. Eine "ernsthafte Bedrohung" gehe auch von der grassierenden Korruption aus. Allein im öffentlichen Sektor habe man EU-weit 20 Millionen Fälle registriert. Der Gesamtschaden: 120 Milliarden Euro im Jahr.

Die Abgeordneten fordern von Polizei und Justiz der EU-Staaten eine verstärkte Zusammenarbeit. Ferner plädiert der Ausschuss für einen gesetzlichen Schutz von Whistleblowern: Wer Missstände in Behörden oder Firmen aufdecke, dürfe nicht als Straftäter verfolgt werden.

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