Kommentar Lüge mit fatalen Folgen

Donald Trump hätte es nicht nur besser wissen können, er hat es tatsächlich besser gewusst. Von Beratern eindringlich gewarnt, war er beizeiten im Bilde. Was für eine tödliche Gefahr das neue Coronavirus darstellt, war ihm bereits Anfang Februar klar.

 Herrmann Frank

Herrmann Frank

Foto: SZ/Lorenz, Robby

Aber das behielt er damals für sich. In der Öffentlichkeit beschwor er lieber törichte Szenarien, nach denen der Erreger schon bald verschwinden werde. Er habe keine Panik auslösen wollen, er müsse ja allein schon von Amts wegen Optimismus verströmen, sagt er heute zur Begründung.

Das Ergebnis der fatalen Verharmlosung, von Bob Woodward mit der für ihn so typischen Sorgfalt dokumentiert, lässt sich an aktuellen Statistiken ablesen. Mit über 6,3 Millionen bestätigten Infektionen und mehr als 190 000 Corona-Toten haben die USA die Pandemie bisher schlechter gemeistert als jede andere Industrienation von Rang.

Natürlich ist Trump nicht an allem schuld. Das ineffiziente und zugleich exorbitant teure Gesundheitssystem bot schon genug Anlass zur Verzweiflung, bevor er auch nur fürs Oval Office kandidierte. Doch es liegt auch am Faktor Trump, dass es schlimmer kam, als es hätte kommen müssen. Statt Klartext zu reden und dadurch Menschenleben zu retten, hat Trump Zeit vergeudet. Auch wenn sich neuerdings die Hoffnungszeichen mehren: Bleiben wird die Erinnerung an einen Präsidenten, der sein Volk wochenlang in die Irre führte.

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