Partydrogen-Shops locken nach Polen

Slubice. Der kleine Laden liegt etwas versteckt in einer Nebenstraße der polnischen Grenzstadt Slubice rund 400 Meter von der Stadtbrücke nach Frankfurt (Oder) entfernt. Seit der Eröffnung des Geschäfts Ende Dezember werden dort so genannte Partydrogen und auch die "Modedroge" Spice verkauft, die in Deutschland gerade verboten wurde

Slubice. Der kleine Laden liegt etwas versteckt in einer Nebenstraße der polnischen Grenzstadt Slubice rund 400 Meter von der Stadtbrücke nach Frankfurt (Oder) entfernt. Seit der Eröffnung des Geschäfts Ende Dezember werden dort so genannte Partydrogen und auch die "Modedroge" Spice verkauft, die in Deutschland gerade verboten wurde. "Alle angebotenen Mittel sind bei uns legal", versichert der Verkäufer. Binnen weniger Wochen entstand in ganz Polen ein Netz von derzeit schon um die 40 Läden mit dem Namen "Dopalacze", was auf deutsch "Nachbrenner" heißt. Auch in vielen anderen grenznahen Städten wie Szczecin (Stettin), Zielona Gora (Grünberg) sowie Boleslawiec (Bunzlau) bei Görlitz öffneten "Dopalacze"-Läden. "Bei den Deutschen ist der Laden noch nicht so bekannt", sagt der Verkäufer in Slubice. Im Internetportal der Firma werden Energy Pills, Euphoric Pills oder Psychedelic Pills angeboten, die Namen wie "Exodus" oder "Diablo" tragen. Viele enthalten den Wirkstoff BZP (Benzylpiperazin). Die psychoaktive Droge, die ähnlich wie Amphetamine wirkt, unterliegt in Deutschland seit 2008 dem Betäubungsmittelgesetz, darf nicht gehandelt werden. "Der deutsche Zoll ist vorgewarnt und sensibilisiert", sagt der Sprecher der Bundesfinanzdirektion Mitte, Andreas Meyer, in Potsdam. Die deutschen Fahnder haben Erfahrungen im Kampf gegen Rauschgiftschmuggel an den Ostgrenzen, etwa mit der insbesondere in tschechischen Labors produzierten Designerdroge Crystal. In Polen ist eine EU-Empfehlung zum Verbot des Wirkstoffs BZP noch nicht umgesetzt worden. "Das sind legale Drogen, die wegen einer Rechtslücke auf dem Markt sind", sagt eine Sprecherin der polnischen Hilfsorganisation Monar, die sich auch um Rauschgiftabhängige kümmert. Dabei nutzt die Kette einen Trick, die Verkaufspackungen tragen den Aufdruck: "Das Produkt ist nicht für den menschlichen Verzehr bestimmt, sondern dient allein zu Sammlerzwecken." Die polnische Öffentlichkeit ist besorgt, aber auch weitgehend machtlos. "Wir haben keine rechtlichen Möglichkeiten, um den Verkauf zu verbieten", sagt etwa der Stadtpräsident in Zielona Gora, Janusz Kubicki. Um wenigstens Jugendliche abzuschrecken, lässt er Wachleute vor dem dortigen "Dopalacze"-Laden patrouillieren, die die Namen von minderjährigen Käufern notieren und den Eltern übermitteln. In diesem Monat gab es eine landesweite Kontrolle in den Läden. Unterdessen wird in Polen an einer Gesetzesnovelle zum Verbot des Handels mit BZP-haltigen Mitteln gearbeitet.

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