Erste Pferdefleisch-Spur in deutschen Regalen

Berlin/Düsseldorf. Im Pferdefleisch-Skandal gibt es nach Angaben des Bundesverbraucherministeriums einen ersten Verdacht in Deutschland. Über das europäische Schnellwarnsystem seien die deutschen Behörden aus Luxemburg über den Verdacht informiert worden, dass falsch deklarierte Lebensmittel nach Deutschland gelangt seien, sagte eine Ministeriumssprecherin gestern in Berlin

Berlin/Düsseldorf. Im Pferdefleisch-Skandal gibt es nach Angaben des Bundesverbraucherministeriums einen ersten Verdacht in Deutschland. Über das europäische Schnellwarnsystem seien die deutschen Behörden aus Luxemburg über den Verdacht informiert worden, dass falsch deklarierte Lebensmittel nach Deutschland gelangt seien, sagte eine Ministeriumssprecherin gestern in Berlin.Das Landesministerium für Verbraucherschutz hatte am Dienstagabend erstmals eine Lieferliste erhalten. "Nach der Auswertung der Unterlagen ergibt sich, dass über einen Zwischenhändler in Luxemburg Produkte in größerem Umfang nach Deutschland und NRW geliefert wurden, die im Verdacht des Kennzeichnungsverstoßes mit Pferdefleisch stehen", teilte ein Sprecher mit. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) sagte, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass noch weitere Bundesländer betroffen seien.

Dabei handele es sich um verarbeitete Lasagne, die an mindestens einen Händler in Nordrhein-Westfalen geliefert worden sei. Es sei nicht auszuschließen, dass weitere Händler oder Produkte betroffen seien. Um welchen Lieferanten es sich konkret handelt, wurde nicht mitgeteilt.

Medikamente im Fleisch?

Eine Gefährdung wie bei Krankheitserregern, Metallteilen oder Scherben in Lebensmitteln wird beim falsch deklarierten Fleisch nicht gesehen. Eine Belastung mit Medikamenten könnte aber nach Ansicht der Verbraucherschützer möglich sein.

"Was auffällt, ist, dass jeder die Schuld dem anderen gibt", sagt Lebensmittelexperte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Der aktuelle Fall zeige auch, wie verworren die Lieferwege seien. "In der EU sind die Grenzen offen, und dort fand der überwiegende Teil des Warenverkehrs im Zusammenhang mit dem Pferdefleisch-Skandal auch statt", verdeutlicht Boris Planer vom Handelsinformationsdienst Planet Retail. Bei den einzelnen Stufen der Herstellung eines Produktes - von der Erzeugung der Rohstoffe über die Verarbeitung bis zum Verkauf - könnten Unternehmen in einer Reihe von Ländern beteiligt sein.

"Völlige Transparenz. Es darf nichts unter den Teppich gekehrt werden", unterstreicht Planer. Für die Supermärkte gehe es auch um das Vertrauen der Kunden in die Eigenmarken. Jeder zweite Verbraucher wünscht sich einer Studie zufolge mehr Durchblick bei Lebensmitteln, insbesondere zur Herkunft und zum Inhalt. Das hat eine GFK-Umfrage vom Dezember unter 4000 Konsumenten in Deutschland ergeben, die vor kurzem veröffentlicht wurde.

Gestern Abend wollten sich Vertreter aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Luxemburg, Rumänien und Polen in Brüssel austauschen. Der Skandal hatte vor rund einem Monat in Großbritannien und Irland begonnen, wo Spuren von Pferdefleisch in Hamburgern in Supermärkten gefunden wurden. Im Ausland wurde auch in Lasagne Pferdefleisch entdeckt. dpa

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