Die Stimme der Nation

Berlin/London · Sein Erfolg ließ sich Zeit, kam dann aber mit voller Wucht. Herbert Grönemeyer gilt vielen als der Sänger, der den Deutschen aus der Seele spricht. Heute wird der Künstler 60 Jahre alt.

 Seit mehr als 30 Jahren schießen seine Alben regelmäßig auf Platz eins der Charts: Herbert Grönemeyer ist eine der festen Größen des deutschen Rock und Pop. Fotos: Pedersen/dpa; Ossinger/dpa

Seit mehr als 30 Jahren schießen seine Alben regelmäßig auf Platz eins der Charts: Herbert Grönemeyer ist eine der festen Größen des deutschen Rock und Pop. Fotos: Pedersen/dpa; Ossinger/dpa

 Noch vor dem Durchbruch als Sänger: Grönemeyer 1982.

Noch vor dem Durchbruch als Sänger: Grönemeyer 1982.

Autosammler, Fußballfan, Unternehmer, Schauspieler und vor allem: die Stimme der Nation. Kaum ein Sänger berührt die Deutschen so sehr wie Herbert Grönemeyer . Seit mehr als 30 Jahren landet jedes seiner deutschsprachigen Studioalben auf Platz eins der Charts. Dabei wollte Grönemeyer, der heute 60 Jahre alt wird, gar nicht Sänger werden, wie er mal verriet: "Ich dachte, vielleicht werde ich Fußballer oder Gebrauchtwagenhändler." Doch bekanntermaßen kam es anders.

Am 12. April 1956 wird Herbert Arthur Wiglev Clamor Grönemeyer als jüngster von drei Brüdern geboren. Er wächst in Bochum auf. Nach dem Abitur wird er musikalischer Leiter am dortigen Schauspielhaus unter Intendant Peter Zadek . In den nächsten Jahren steht er auch in Hamburg, Berlin, Stuttgart und Köln als Darsteller auf der Bühne. Bei gemeinsamen Dreharbeiten lernt er die Schauspielerin Anna Henkel - seine große Liebe und Mutter seiner Kinder - kennen. 1981 wird ein Millionenpublikum auf ihn aufmerksam, als er in Wolfgang Petersens Kinoepos "Das Boot" den Leutnant Werner gibt.

Parallel versucht sich Grönemeyer als Sänger , allerdings ohne Erfolg. Er bringt vier Alben heraus, die allesamt floppen. Sein Label rät ihm aufzuhören. Doch dann kommt "4630 Bochum". Die Platte mit Hits wie "Männer", "Flugzeuge im Bauch" oder "Bochum" wird 1984 in Deutschland das erfolgreichste Album des Jahres.

Drei Jahrzehnte nach "Bochum" hören sich Grönemeyers Stücke komplexer und vielschichtiger an. Nach wie vor gehe er ohne Konzept an ein Album, das entstehe eher aus einem Chaos. Er klimpere vor sich hin und wenn er fünf, sechs sinnvolle Stücke zusammen habe, merke er: "Jetzt hast Du wieder Hunger, jetzt könntest Du wieder eine Platte machen." Und er scheint wieder Hunger bekommen zu haben. Medienberichten zufolge arbeitet er an einem neuen Album.

Immer wieder setzt sich der Künstler mit gesellschaftspolitischen Themen auseinander. In der aktuellen Flüchtlingskrise macht er sich für die Helfer und gegen Fremdenfeindlichkeit stark. Beim G8-Gipfel 2007 erhebt er gemeinsam mit U2-Sänger Bono die Stimme gegen Armut. Grönemeyer sei "lebensfroh, wütend, glücklich, traurig, entschlossen, charmant - und sehr lustig", sagt Bono in einem ARD-Porträt.

So facettenreich wie diese Charakterisierung kommt auch Grönemeyers Musik daher. Sie erzählt von Euphorie und Glück, aber auch von Melancholie und Trauer . Einen doppelten Schicksalsschlag erlebt der Sänger 1998, als innerhalb weniger Tage erst der Bruder und dann seine Frau Anna an Krebs sterben. Grönemeyer verarbeitet seine Trauer auf dem Erfolgswerk "Mensch". Mit der tieftraurigen Ballade "Der Weg" rührt er ein Millionenpublikum. Doch so sehr er sich in seinen Liedern öffnet, sein Privatleben hält er möglichst privat. Weitgehend unbehelligt wohnt er in den Folgejahren mit Sohn Felix und Tochter Marie in London. Inzwischen hat er wieder einen Wohnsitz in Berlin.

Grönemeyer selbst bezeichnet sich als "ziemliche Frohnatur". Er habe immer versucht, von Tag zu Tag zu leben. Das Leben finde jetzt statt. "Das ist die Schönheit des Lebens und das macht es auch aus." Seit einigen Jahren ist der Sänger auch wieder glücklich verliebt. "Meine Traumfrau ist da", sagte er im Januar im ORF. Mit ihr wolle er den Rest des Lebens verbringen: "Der Wunsch ist, gemeinsam alt zu werden, und das sieht gut aus."

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