Künstler und die Corona-Krise Ralf Hunsicker, der Sänger mit dem Schalk im Nacken

Homburg · Die Homburger kennen Ralf Hunsicker entweder als den Reifenhändler, der in der Kanalstraße ansässig ist, oder als Sänger. So tritt er zum einen im Duo mit der Pianistin Susanne Albrecht auf,  zum anderen aber vor allem als Frontmann von „Robert, Du und ich“.

 In Homburg und Umgebung ist er bestens bekannt als Geschäftsmann und als Sänger der Band Robert, und Du und ich: Ralf Hunsicker.

In Homburg und Umgebung ist er bestens bekannt als Geschäftsmann und als Sänger der Band Robert, und Du und ich: Ralf Hunsicker.

Foto: Foto: Sebastian Dingler

Diese Band, die stilistisch schwer einzuordnen ist, existiert schon seit 17 Jahren. Fragt man sich noch weiter zurück in die Biographie des Sängers, kommt man zu dem Siebenjährigen, der Gitarrenunterricht bekommt und Volkslieder singt, die ihm sein Vater vorspielt. Der Vater war in jungen Jahren selbst Jazzgitarrist und ebenfalls Reifenhändler –  Ralf kann schon mit zwölf Jahren Reifen montieren. In der Jugend versuchte sich Hunsicker junior als Liedermacher, der von Cat Stevens und Bob Dylan beeinflusst war und sogar eine LP herausbrachte. „Das war mit einer Leidenschaft, mit einer Verve gemacht, aber heute wirkt das unfreiwillig komisch“, sagt der 55-jährige in der Rückschau.

Angefangen hat die Karriere als reiner Sänger mit der Anfrage eines Freundes, ob Hunsicker nicht sein Duo erweitern wolle – das hieße Fracksause und spiele alte Schlager. „Das war so ziemlich das einzige, was ich für mich nie auf dem Schirm hatte. Max Raabe konnte ich nicht ausstehen, und aus den Liedern hab ich mir nichts gemacht.“ Doch siehe da, auf der Probe hat es dann gepasst. Fracksause gab es bis 2008, aus dieser Band gingen Robert, Du und ich hervor. Gut fand Hunsicker am Singen in einer Band, dass er die Gitarre weglegen konnte, um sich ganz dem Gesang zu widmen. Er ist nämlich nicht ganz frei von Lampenfieber. „Da ist es wunderbar, wenn man sich bei den ersten Liedern nur auf die Stimme konzentrieren kann.“

Manchmal starten Robert, Du und ich auch erstmal mit einem Gedicht von Hans-Dieter Hüsch, das Hunsicker frei vorträgt. „Da ist das Publikum erst mal irritiert. Aber nach so einem Showstopper gleich zu Beginn ist dann jeder schön locker und gelöst.“ Überhaupt überrascht die Band zu Auftrittsbeginn gerne mal mit etwas Unerwartetem. Davon kann auch Norbert Zimmer vom Homburger Kulturamt ein Lied singen, der das Quintett einst für den Nikolausmarkt buchte – unter der Bedingung, bloß keine Weihnachtslieder zu spielen. Und was machten Robert, Du und ich? Intonierten erstmal „Last Christmas“, was ja genau genommen gar kein Weihnachtslied ist. Dennoch habe Hunsicker Angst gehabt, „dass der Norbert mir gleich vor der Bühne zusammenbricht.“ Der Song entpuppte sich dann als die deutsche Version der Band Erdmöbel mit dem Text „Weihnachten – ist mir doch egal“.

Der Schalk sitzt Hunsicker offensichtlich gern mal im Nacken. Somit ist auch das ganze Repertoire der Band, von ihr selbst mit „Schangsongs, Teddybears und kleine Affären“ untertitelt, mit Augenzwinkern zu verstehen. Etwa zur Hälfte stammen die ungefähr 80 Stücke aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren, der Rest ist einfach deutschsprachiges Chanson aus allen Jahrzehnten. „Teddybears“, das steht für Rock ’n’ Roll-Nummern, meist von Ted Herold oder Peter Kraus. „Die sind recht lächerlich und anspruchslos, gehen aber ab wie Lotte.“ Wichtig ist Hunsicker, dass die Songs nicht einfach eins zu eins nachgespielt werden. So habe Schlagzeuger Jürgen Wagner zum Beispiel einen Latin-Rhythmus gespielt zur Ballade „Ich hab Dich bloß geliebt“ von Stephan Sulke, die im Original ganz ohne Schlagzeug auskommt. „Das haben wir probiert und es hat funktioniert. Unsere Version lief dann bei SR3 rauf und runter.“

Die Konzerte fehlen Hunsicker, dem leidenschaftlichen Frontmann, derzeit sehr: „Die Bühne ist für mich wie ein Schutzraum. Am Anfang habe ich starkes Lampenfieber, aber wenn dann die Energie vom Publikum zurückkommt, dann ist es wie Schweben.“ Wie es zu dem ungewöhnlichen Bandnamen Robert, Du und ich kam, hat der Sänger schon häufig erzählt. „Es gab mal eine Anfrage an Fracksause, am Neujahrstag nachmittags um zwei einen Geburtstags-Gig zu spielen. Im Prinzip eine schöne Sache, aber eigentlich liegen die Herren Künstler um diese Zeit noch im Bett. Unser Schlagzeuger hat dann gesagt: Robert, Du und ich, wir machen das.“ Robert, das ist Pianist Robert Bour aus Saarbrücken, der einzige Berufsmusiker der Band. Außerdem spielen noch mit: der schon erwähnte Jürgen Wagner am Schlagzeug, Martin Rink am Saxofon und als neustes Mitglied Klaus Blinde am Kontrabass.

Geprobt wird bei Hunsicker, der am Rande von Sanddorf wohnt, im Wohnzimmer oder bei schönem Wetter im Garten. Seine Frau spielt  sozusagen ohne Instrument mit. „Ohne meine liebe Frau Frauke wäre das alles, das Künstlerleben und die Reifenfirma, nicht möglich. Sie ist die liebende und treibende Kraft im Hintergrund, ohne die nichts wirklich Sinn machte“, meint der Sänger.

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