Der ewige Playboy

Los Angeles · Roter Samt-Morgenmantel, Kapitänsmütze und stets ein paar „Bunnies“ in Reichweite: Hugh Hefner half, Sex in einer teils verklemmten US-Gesellschaft salonfähig zu machen. Nun feiert „Hef“ seinen 90. Geburtstag.

 Natürlich nicht ohne seine Bunnies: Hier posiert der Playboy-Gründer Hugh Hefner in Monte Carlo. Foto: dpa

Natürlich nicht ohne seine Bunnies: Hier posiert der Playboy-Gründer Hugh Hefner in Monte Carlo. Foto: dpa

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Wenn man so will, fing die ganze Geschichte mit einem gebrochenen Herzen an. Betty Conklin hieß die kecke Brünette, in die sich Hugh Hefner mit 16 Jahren gnadenlos verschossen hatte. Wunderschön sei sie gewesen, habe an einer Soda-Bar gearbeitet und mit dem Teenager sogar Jitterbug tanzen gelernt. Doch dann entschied sich Betty für einen anderen - und lehrte den aus puritanischen Verhältnissen stammenden Hugh, sich als "Hef" neu zu erfinden.

Wieviele Herzen der "Playboy"-Gründer selbst gebrochen hat, lässt sich schwer sagen. Doch die Wahrnehmung von Sex in der damals prüden amerikanischen Gesellschaft hat der Mann aus Chicago für immer verändert und zugleich ein Imperium geschaffen, dessen Verkauf ihm heute geschätzte 500 Millionen Dollar (448 Mio Euro) einbringen könnte. Am 9. April wird "Mister Playboy" 90 Jahre alt.

"Ich änderte meine gesamte Garderobe", erinnerte sich der studierte Psychologe im Jahr 2003 an die Zeit nach der bitteren Abfuhr seiner Jugendliebe. "Ich fing an, gelbe Kordeln und Sattelschuhe zu tragen - coolere Kleidung." In den Comics, die er schon für die Schülerzeitung seiner High School gezeichnet hatte, griff Hefner sein Leben voraus: Er schuf eine eigene Welt, in der er selbst im Mittelpunkt stand.

Als Hefner 1953 seine erste "Playboy"-Ausgabe in die Schreibmaschine tippte, ahnte er noch nicht, dass die Mischung aus Nacktaufnahmen, Artikeln, Interviews, deftigen Herrenwitzen und Tipps für den Umgang mit dem anderen Geschlecht so durch die Decke gehen würde. Ihm selbst ging es auch darum, dem puritanischen Teil Amerikas eine Antwort zu liefern. Seine "Rosenknospe", gestand er im Gespräch mit der "New York Times" im Jahr 1992 ein, seien die Puritaner gewesen.

Dabei wird gern übersehen, dass Hefner sich nicht nur für die Rechte von Schwulen und Lesben eingesetzt hat, sondern sich in den 1960er Jahren auch für die Gleichbehandlung von Schwarzen und Weißen einsetzte. Er ließ afroamerikanische Jazz-Größen wie Ella Fitzgerald , Sammy Davis Jr., Dizzy Gillespie und Dick Gregory in seinen TV-Shows und in den "Playboy" Clubs auftreten. Schwarze Paare mischten sich unter die weißen "Bunnies" in einer Zeit, als so ein Nebeneinander eher selten war. Mit Jennifer Jackson wurde in einer Ausgabe von 1965 erstmals eine Afroamerikanerin zum "Playmate".

Feministinnen blieb der Mann mit dem lüsternen Grinsen trotzdem ein Dorn im Auge. "Playboy" lehrte einen coolen und dandyhaften Lebensstil und offenen Sex , aber eben auch einen, in dem Frauen zu kuscheligen Lustobjekten der männlichen Begierde herabgesetzt wurden.

Für seinen 90. will es "Mister Playboy" nochmal ganz klassisch angehen: Zur Feier in der berühmten "Playboy"-Villa will er Familie und Freunde um sich versammeln, um seinen Lieblingsfilm "Casablanca" zu sehen, wie Hefners Sprecher sagte. Anschließend wollen sie bei Champagner und Kaviar im Dining Room auf "Hef" trinken - indirekt also auch darauf, dass der junge Mann sich von der Abfuhr seiner Jugendliebe damals nicht unterkriegen ließ.

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HintergrundHugh Hefners Villa, die Playboy Mansion, ist genauso Kult wie ihr Besitzer. Das Anwesen hat 29 Zimmer, einen Weinkeller und Kinoräume. Die weitläufige Anlage bietet zudem Gästehäuser, Sportplätze und eine Poolanlage mit Wasserfällen und einer höhlenartigen Grotte. Über 40 Jahre hatte das mittlerweile zum Verkauf stehende Anwesen im Nobelviertel Holmby Hills von Los Angeles Hefner als "kreatives Zentrum" gedient. "Hef" will das Anwesen nach dem Verkauf weiterhin als Wohn- und Arbeitsplatz nutzen. dpa

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