NEUES FESTIVAL FÜR DAS SAARLAND Mischung als Chance – warum nicht?

Was ist das für ein Tohuwabohu! Das versprochene Klassikfestival geht gar nicht erst an den Start, das „Colors of Pop“-Event wird vor der Zweitausgabe schon wieder kassiert.

ÜS
Foto: SZ/Robby Lorenz

Und zwischenzeitlich bluten die Musikfestspiele Saar aus. Nichts leichter, als Kultusminister Ulrich Commerçon (SPD) einen Kulturverhinderungsminister zu schimpfen. Und nichts schwerer, als in diesem Festival-Trümmerhaufen nach brauchbaren Resten zu suchen. Für ein alle Musikstile übergreifendes, für Subkultur offenes Landesmusikfest. Klingt abenteuerlich? Ist aber vernünftig. Landes- und Sponsorengelder werden gebündelt, Erkennbarkeit wird geschaffen. Außerdem tickt die Musikszene längst im „Fusion“-Takt, Klassikstars treten in Clubs auf, Punkbands in Philharmonien. Das mag man affig finden, Trend bleibt es aber doch.

Ein solches Konzept hat aber nur dann Reiz, wenn das neue Festival was riskiert. Auffallen will und bei hiesigen Akteuren anecken darf, die Einbindung einfordern. Dafür müsste der Minister freilich eine Festival-Taskforce bilden, die unabhängig von seiner Kultusbürokratie agiert. Denn offensichtlich waren es die Einmischungen aus seiner eigenen Kulturabteilung, die „Colors of Pop“-Chef Thilo Ziegler zermürbten. Dieser Systemfehler darf sich unter keinen Umständen wiederholen, Festivals wachsen von unten. Deshalb ist ein echter „Wettbewerb der Ideen“ zwingend. Wer ihn gewinnt, der soll mal machen. Gerne Crossover, denn die Hoffnung stirbt zuletzt, dass sich junge und alte Fans guter Musik doch noch mischen lassen. Wer die „reine“ Klassik sucht, der kommt mit zwei großen Klangkörpern, der Musikhochschule und fabelhaften Reihen sowieso auf seine Kosten. Auch dank der Musikfestspiele Saar. Deren Verjüngung wurde durch Commerçons Politik angestoßen, so dass wieder Aussichten für Landesunterstützung bestehen. Fazit: Im Chaos wächst denn das Rettende auch.

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