Musikfestspiele Saar Die Musikfestspiele Saar bleiben in der Familie

Saarbrücken · Das saarländische Klassikfestival muss sich neu erfinden. Organist Bernhard Leonardy soll an die Spitze rücken.

 Wie der Vater so der Sohn: Bernhard Leonardy (r.) soll jetzt die von Vater Robert gegründeten Musikfestspiele Saar weiterführen.

Wie der Vater so der Sohn: Bernhard Leonardy (r.) soll jetzt die von Vater Robert gegründeten Musikfestspiele Saar weiterführen.

Foto: Bonenberger/B&K

In puncto Comebacks nimmt es Robert Leonardy locker mit jedem Showstar auf. So oft wie der Chef der Musikfestspiele Saar schon annoncierte, er höre auf. Und machte dann doch weiter. Jetzt aber ist fini. Endgültig! Beim Schluss-Konzert der diesjährigen Ausgabe klang es schon in den Dankesworten seines Sohnes Bernhard an. Dezent. Daher nochmal Klartext. „Ich mache nicht mehr weiter, weder als künstlerischer Leiter noch als Intendant“, sagt Robert Leonardy. Mit 77 Jahren reicht es ihm. Noch dazu die Mühsal mit einem finanziell ausgedörrten Festival, nachdem Land und Saartoto ihre zuvor erklecklichen Zuschüsse (250 000 Euro) weitgehend gestrichen hatten.

Aber: Leonardy geht nicht mit Frust. Im Gegenteil. „Es war das beste Festival, das ich je gemacht habe“, jubelt er wie ein einziger Hosianna-Chor. Trotz des auf rund 20 Konzerte dezimierten Programms kamen stolze 30 000 Gäste, bilanziert der Festivalchef a.D.. In der Tat summierten sich da Musikereignisse, der junge Ausnahme-Jazzer A Bu, Chinas Nationalballet und die Nationaloper und und... Wer’s nicht schon wusste, dem haben die Musikfestspiele zudem Aug’ und Ohr’ dafür geöffnet, dass China auch auf jenem Feld eine Weltmacht ist, welches das alte Europa gern hochnäsig für sich reklamiert, der Klassik. Und Leonardy ist sicher, er habe mit den Musikfestspielen den Ruf des Saarlandes auch in Fernost verbreitet. Glauben wir’s mal. Ganz sicher aber hat die Saar-Biennale in fast 30 Jahren immens viele Musikgrößen ins Land geholt und drumherum fürs Saarland getrommelt. Jetzt aber will Leonardy selbst als Pianist wieder mehr konzertieren. Hauptgesellschafter der Musikfestspiele gGmbh bleibt er aber. „Ich wechsele sozusagen in den Aufsichtsrat“, sagt er gut gelaunt.

Wie aber geht’s weiter? „Der Bernhard macht’s“, sagt der Senior. Der Junior hört es wohl und antwortet: „Ja, aber“. Einfach so will der 54-Jährige nicht in den Fußstapfen des Alten treten. Zwar war er bereits 2015 künstlerischer Leiter. Aber das Festival stehe vor eine Zäsur. So gebe es auch beim Förderverein, der wichtigsten finanziellen wie moralischen Stütze der Festspiele, personelle Wechsel. Und zunächst müsse die zu Ende gegangene Festivaledition auch finanziell abgeschlossen werden, klar sein, dass Team und Förderverein ihn wollen. Und sicher sein, dass bewährte Sponsoren bei der Stange bleiben. „Die Signale sind aber ganz gut“, meint Leonardy, der Jüngere – im Hauptberuf Kantor der Basilika St. Johann.

Hauptproblem dürfte das Geld bleiben. Darum will er auch wieder zwecks Förderung der nächsten Ausgabe 2019 beim Kulturministerium vorstellig werden. „Das Saarland wäre ohne die Musikfestspiele ärmer“, meint Bernhard Leonardy. Vielleicht hilft da ja auch seine deutlich kooperativere Persönlichkeit. Was sich übrigens schon an den Instrumenten der Leonardys zeigt: Während der Vater als Pianist das Rampenlicht der Bühne gewohnt ist, spielt der Sohn als Organist meist dem Publikum entrückt auf der Empore. Sowas prägt auch.

Erschwerend kommt hinzu, dass das Land ein neues Klassik-Festival für 2018 angeschoben hat, welches wohl ans Staatstheater angedockt wird. Leonardy Junior hatte gemeinsam mit Jazz-Professor Oliver Strauch dafür auch ein Konzept eingereicht, ohne den Zuschlag zu bekommen. Nun fürchtet er eine Kannibalisierung der Klassikfestivals. Darum hofft er, dass er sich mit Staatstheater-Indendant Bodo Busse über Schwerpunkte verständigen kann, „so dass wir weiterhin die großen Konzerte machen können“. Trotzdem müssen sich die Musikfestspiele nach fast 30 Jahren auch neu erfinden. Die Ländermotti sind passé, so Leonardy, kompakter muss es werden. „Und falls ich das mache, muss es schon 2018 eine Brücke ins nächste Festivaljahr geben.“ Darum will er am 11. November 2018 in Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren in Verdun mit einem deutsch-französischen Ensemble die Requien von Fauré und Mozart aufführen. Und für 2019 verhandelt er bereits mit dem Jugendorchester der EU, dass mit dem neuen Chef der Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko, dann auf Tour geht. Das klingt alles schon ziemlich konkret. Und es spricht dafür, dass die Musikfestspiele in der Familie bleiben. Vor allem aber, dass sie weitergehen. Ein Glück.

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