Wahl in Kenia Reich und mächtig

NAIROBI (epd) Wenn nicht alles täuscht, hat der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta seine Wiederwahl sicher gewonnen. Nach Auszählung fast aller Stimmen lag der 55-Jährige gestern deutlich über der absoluten Mehrheit – und rund zehn Prozentpunkte vor seinem wichtigsten Herausforderer Raila Odinga. Damit scheint klar, dass der 55-jährige Kenyatta ohne Stichwahl das ostafrikanische Land für weitere fünf Jahre regieren wird. Laut Verfassung wäre seine zweite Amtszeit dann auch seine letzte.

NAIROBI (epd) Wenn nicht alles täuscht, hat der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta seine Wiederwahl sicher gewonnen. Nach Auszählung fast aller Stimmen lag der 55-Jährige gestern deutlich über der absoluten Mehrheit – und rund zehn Prozentpunkte vor seinem wichtigsten Herausforderer Raila Odinga. Damit scheint klar, dass der 55-jährige Kenyatta ohne Stichwahl das ostafrikanische Land für weitere fünf Jahre regieren wird. Laut Verfassung wäre seine zweite Amtszeit dann auch seine letzte.

Die massiven Fälschungsvorwürfe des 72 Jahre alten Odinga, wonach das elektronische Wahlsystem gehackt worden sei, brachen in sich zusammen. Alle internationalen Beobachter lobten die Wahlen als transparent und glaubwürdig, auch wenn es einzelne technische Pannen, viele Verzögerungen und vereinzelte Fälschungsversuche gab. Dabei dürfte es kaum um 1,4 Millionen Stimmen gehen – so viel Vorsprung hat Kenyatta vor Odinga.

Kenyattas voraussichtlicher Wahlsieg ist überraschend deutlich. Denn zuletzt hatte er in Umfragen viel von seinem zunächst komfortablen Vorsprung gegenüber Odinga verloren. In den sozialen Netzwerken wurde viel über die auffallend häufige Präsenz des Präsidenten bei Einweihungen von Brücken gespottet, von denen eine nach seinem Besuch zusammenbrach. Viele Kenianer hatten den Eindruck, Kenyatta wolle die mageren Ergebnisse seiner Präsidentschaft aufpolieren.

Als Arroganz wurde ihm ausgelegt, dass er Anfang August zum Fernsehduell gegen Odinga ganz einfach nicht erschien. Der Oppositionsführer hatte die Bühne für sich, und in den Netzwerken zürnten die „User“ über den Präsidenten, der sich nicht einmal im Wahlkampf den Fragen der Bevölkerung stellt.

Aber am Ende scheint alles vergeben und vergessen. Für Kenyatta sprach seine ethnische Zugehörigkeit. Er ist Kikuyu, gehört also zu der größten Ethnie Kenias. Das ist wichtig in einem Land, in dem immer noch entlang der ethnischen Linien gewählt wird. Außerdem ist der ehemalige Finanzminister Kenyatta ein Spross der wichtigsten Politdynastie Kenias: Sein Vater Jomo Kenyatta gehörte zu den Freiheitshelden, die Kenias Unabhängigkeit 1963 von den Briten erkämpften. Er wurde erster Präsident des jungen Staates und blieb bis zu seinem Tod 1978 im Amt. In dieser Zeit legte er den Grundstock für das Familienimperium, das Uhuru Kenyatta erbte. Laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ gehört er zu den reichsten Männern Afrikas. Die Familie besitzt unter anderem ein erfolgreiches Molkereiunternehmen.

In der Politik hatte Uhuru Kenyatta nicht immer eine glückliche Hand. So fiel ein Schatten auf seine Vita, weil er nur knapp einem Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof entging. Ihm wurde Anstiftung zu Mord, Vertreibung und Raub vorgeworfen, als im Dezember 2007 ein Streit über das Ergebnis der Präsidentenwahl ausgebrochen war. Damals wurde Mwai Kibaki zum Sieger erklärt. Mehr als 1000 Menschen wurden getötet, Hunderttausende vertrieben.

Kenias Wirtschaft wuchs unter Kenyattas Präsidentschaft solide um fünf bis sechs Prozent jährlich. Mit einem geschätzten Pro-Kopf-Einkommen von rund 1400 US-Dollar pro Jahr gilt Kenia schon seit 2014 als ein Land im Mittelfeld. Allerdings ging die soziale Schere weiter auseinander. 44 Prozent der 46 Millionen Kenianer leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Lebensmittelpreise sind stark gestiegen und die Arbeitslosigkeit ist vor allem unter jungen Menschen hoch.

Große Projekte wie ein Businesspark nahe Nairobi wurden nie rea­lisiert. Von vielen Versprechungen ist als Vorzeigeprojekt nur die von China gebaute Bahnverbindung zwischen Nairobi und der Hafenstadt Mombasa geblieben. Sie wurde Ende Mai fertig, rechtzeitig vor der Wahl.

Kritiker werfen Kenyatta außerdem vor, dass die Korruption weiter grassiert und sich die Staatsverschuldung auf umgerechnet 29 Milliarden Euro verdoppelt hat.

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